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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 308 - 308
Ausstellungen: London , 2015

Edgar Schmitz
Turner Prize 2014

»James Richards, Tris Vonna Michell, Ciara Phillips, Duncan Campbell«

Tate Britain, London, 30.9.2014 – 4.1.2015

Als Einstieg in die diesjährige Turner Prize Ausstellung bietet James Richard’s Film eine Verquickung von Oberflächengrusel und Erotik vor, die sich halb als Zitat, halb als Hommage aufführt. Oberflächen sind Haut und Buchseiten und Buchseiten von Haut und vielleicht auch Menschen, wo am Rand mal ein Penis auftaucht neben den Blumen, die über seine Schamhaare streicheln. Dass die Genitalien in Wolfgang Tillmanns Buch, das hier mehr ver- als abgefilmt ist, ausgekratzt sind, gehört notwendig dazu. Ausradiert oder intensiv zerrubbelt, werden diese Sequenzen und ihre ge- und verbrauchten Ausgangsbilder zu Porträts eines Reizes und seiner Handhabung. Hier wird hervorgehoben, was vorgeblich auch vertuscht wird, und das Paradox ist Tillmanns näher, als es erst mal erscheint: auch er hatte sich nicht ganz unschuldig darüber gewundert, wie zum Beispiel Stiefelknecht, das kompliziert komponierte Folterklub-Porträt am Fußboden, hinsichtlich seiner formalen Raffinesse gelesen wurde und nicht seiner graphisch sexuellen Aufladung. Auch Richard’s medizinische Arbeitsreihen und die Wandteppiche, die Keith Haring’s Galeristen und Liebhaber schnappschussartig als austauschbar monumentalisieren, spielen auf das Verhältnis erotisch aufgeladener Austauschmuster zu Richards eigener Praxis an, insofern sie nie wirklich nur an ihren Objekten interessiert sind, sondern vor allem daran, wie sie sich selbst in diesen überkodierten Kunst-, Liebes- und Lebenswelten verorten. Ob das eine Form von Sensationalismus ist oder auch opportunistisch, ist vielleicht weniger interessant als der Status von Oberflächen und der Umgang mit diesen, wie der Umgnagn mit Bildern in…



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