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Kunstforum-Gespräche · von Jolanda Drexler · S. 326 - 329
Kunstforum-Gespräche , 2018

Über die Wiesen gehen und einfach gucken, was blüht

Der Sammler und Verleger Lothar Schirmer über eine ferne, turbulente Zeit
von Jolanda Drexler

Lothar Schirmer ist als Beuys-Sammler der ersten Stunde derzeit im Lenbachhaus mit einer feinen, eher leisen Ausstellung über Arbeiten auf Papier von Joseph Beuys vertreten. Gezeigt werden die für Beuys typischen, subtil-sensiblen, spirituell konnotierten Graphiken, die komplementär ergänzt werden durch dessen im umgebauten Atelierflügel dauerhaft untergebrachtes plastisches Werk (zwei Environments, Skulpturen und Objekte) – ebenfalls reich gespeist aus Schirmers Konvoluten. Der 1945 im thüringischen Schmalkalden geborene Sammler und Verleger floh mit seiner Familie 1953 nach Köln. 1958 übersiedelte diese nach Recklinghausen und 1962 schließlich nach Bremen. Bereits während seiner Zeit am Gymnasium entflammte er für zeitgenössische Kunst; als Siebzehnjähriger stattete er erste Atelierbesuche ab. Zunächst waren es noch Künstler des Informel, doch auf der Documenta 3 im Jahr 1964 entdeckte er Zeichnungen und Objekte von Beuys, die ihn tief berührten. Im Herbst desselben Jahres besuchte er Cy Twombly in Rom und bereits im Frühjahr 1965 kam er in das Düsseldorfer Atelier von Beuys – nicht ohne auch hier Zeichnungen zu erwerben und damit den Grundstock für seine über die Jahrzehnte kontinuierlich und kohärent wachsende Sammlung zu legen. 1972 zog Lothar Schirmer nach München, wo er 1974 den Schirmer/Mosel Verlag gründete, der zum hochangesehenen Kunstverlag mit breitgefächertem Programm avanciert ist. Kaum ein Zeitgenosse verfügt über ein so brillantes Gedächtnis und weiß so schöne Anekdoten über eine gefühlt fernvergangene Zeit zu erzählen wie Lothar Schirmer. Diese Zeitzeugenschaft gewinnt gerade heuer, da…


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