Brigitte Franzen
„Von einer Kunst im öffentlichen Raum geht’s nun zu einer Kunst über den öffentlichen Raum“
In der Öffentlichkeit und mit Öffentlichkeiten
Welche Bedeutung hat Kunst im öffentlichen Raum (KiöR) für eine demokratische Öffentlichkeit?
Sie ist im besten Falle die unmittelbarste Möglichkeit für die Allgemeinheit, Gegenwartskunst auf höchstem Niveau wahrzunehmen und kennen zu lernen. In einer Demokratie, in der die Verfassung die Freiheit der Künste garantiert, leitet sich daraus die Bedeutung von Kunst für eine demokratische Öffentlichkeit ab. In dem großen Feld heutiger möglicher Wahrnehmungsfelder erwächst damit eine Art Verpflichtung auf Gegenseitigkeit: ein Stellenwert für Kunst an sich.
Impliziert dies auch eine Verpflichtung der Künstler gegenüber der Allgemeinheit? Kunst im öffentlichen bzw. nicht-institutionellen Raum versteht sich nicht bloß als Kunst im architektonischen und physischen Außenraum, sondern vielmehr als Kunst in der Öffentlichkeit und mit Öffentlichkeiten in einer Vielzahl von Räumen und Situationen mit größtmöglicher Zugänglichkeit und in allen zur Verfügung stehenden Medien.
Nicht in Abhängigkeit vom Markt
Benötigt die kapitalistische Gesellschaft die KiöR als „kritisches Feigenblatt“ oder wird sie als Repräsentationsinstrument missbraucht?
Das alles gibt es – und dennoch möchte ich den zumindest potentiell idealistischen Ansatz der Demokratie und der Kunst in ihr nicht einfach stereotyp aufgeben, denn er beinhaltet etwa eine positive und negative Kritikfähigkeit, die essentiell für gesellschaftliches Zusammleben ist. In der obigen Aufzählung fehlt auch der Hang zur puren Ausschmückung. Entsprechend machen gewissermaßen zufällig entstandene Werke wohl den größten Teil von so genannter KiöR aus. Das Verständnis von Politik und Öffentlichkeit geht leider im Allgemeinen selten darüber hinaus.
Gehen wir davon aus, dass all…