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Ausstellungen: Berlin · von Ronald Berg · S. 268 - 269
Ausstellungen: Berlin , 2011

Ronald Berg
Taryn Simon

»A Living Man Declared Dead and other Chapters I – XVIII«
Neue Nationalgalerie, Berlin, 22.9.2011 – 1.1.2012

In die riesige Halle der Neuen Nationalgalerie wurden für Taryn Simons neusten Werkkomplex zehn schwarz-gestrichene Gebilde hineingestellt, die offenbar die Erinnerung an ein Archiv-Interieur wecken sollen. Die etwa vier Meter hohen Wände wirken aber nicht nur wie auseinander geschobenen Archivregale, sie bilden durch ihre vorkragenden Außenwände zugleich so etwas wie intime Kabinette, in die man sich hineinbegeben kann. Die Assoziation mit dem Archiv setzt sich fort, wenn man das eigentliche Material dieser Ausstellung in Augenschein nimmt. Systematisch gegliedert präsentieren die Wandnischen jeweils drei verschiedene Darstellungsformen: Erstens auf der linken Seite eine Reihe unterschiedlich vieler Portraits vor neutral-hellem Hintergrund, die Simon selbst fotografiert hat, zweitens dann in der Mitte je eine Texttafel und schließlich drittens auf der rechten Seite die von Simon so genannten „Fußnoten-Bilder“, beispielsweise Reproduktionen von Dokumenten, Zeitungsausschnitte oder gefundene Fotos.

Jedes der Wandkompartimente erzählt und dokumentiert eine eigene Geschichte, beschreibt und visualisiert ein mehr oder weniger bewegendes Menschenschicksal. Da wäre zum Beispiel der Fall des Inders Shivdutt Yadav, der Simons ganzer Unternehmung den Titel gab. Yadav stellte beim Besuch des Grundbuchamts fest, dass er – wie übrigens auch zwei seiner Brüder und ein Cousin – als tot geführt wurde. Sein Landbesitz war auf andere Erben seines Vaters überschrieben worden. Die Maßnahme beruhte auf der Zahlung von Bestechungsgeldern. Yadavs Versuche, seine Lebendigkeit auch offiziell bestätigt zu bekommen, schlugen auf Grund der korrupten Gerichte allerdings immer wieder fehl.

Das Yadav gewidmete Kapitel erzählt…



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