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Ausstellungen: Heilbronn · von Jürgen Kisters · S. 372 - 373
Ausstellungen: Heilbronn , 1995

Jürgen Kisters
Wasa Marjanow

Städtische Museen Heilbronn, 23.9. – 27.11.1994
Galerie Stützer, Köln, 11.11.1994 – 6.1.1995

Die Unwirtlichkeit unserer Städte ist eine Tatsache, und dieser Zustand hat sich in den letzten Jahren trotz (oder gerade wegen) umfangreicher postmoderner Spielereien keineswegs gebessert. Vielmehr treibt eine triste Einfallslosigkeit immer größere Blüten. Die Architektur erscheint gesichtslos und allerorten gleich. Stumpfer Funktionalismus herrscht vor. Gäbe es nicht die architektonischen Reste aus früheren Zeiten, könnte man meinen, daß das Bauen eine phantasielose Angelegenheit wäre. Und gäbe es nicht Kunstwerke wie die phantastischen Architekturmodelle Wasa Marjanows, könnte man denken, daß die Menschen sich mit diesem unseligen Zustand ihrer baulichen Umgebung abgefunden hätten.

Marjanows Skulpturen aus Pappe, Holz und Farbe entfalten Träume von einer anderen Stadtarchitektur und von einem anderen Leben. Beides ist untrennbar miteinander verbunden. Ein Museum für die Tse-tse-Fliege, eine Villa für einen Schrotthändler und einen Tempel der schwindelerregenden Erinnerung hat er entworfen und damit angedeutet, daß die gewohnten Verhältnisse auch ganz anders sich darstellen und gestalten könnten. Es sind stets spielerische Entwürfe, gerichtet gegen die engen verwaltungstechnischen, politischen und finanziellen Vorgaben der Bauherren, gegen Brandvorschriften und Bauordnungen, die gewöhnlich kaum mehr als eine langweilige Durchschnittsarchitektur zulassen. Diesen Zwängen kann der Künstler entfliehen. Seine Phantasie, solange sie nicht ins konkrete Baugeschäft hineintritt, ist grenzenlos, und so kann er sich über die Gesetze der Ökonomie oder Statik hinwegsetzen und “unverschämter” sein als die bestehende architektonische Wirklichkeit es jemals (oder bislang) erlaubt.

Marjanow plaziert seine Skulpturen mitten in die vertraute Umgebung, montiert sie zum Beispiel in die Photographie eines Stadtpanoramas oder…



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