12. Sharjah Biennale 2015
Wind, Wüste, Sonne – Zeitreisen in Sharjah
The past, the present, the possible –
von Sabine B. Vogel
Der Nahe Osten ist durch die Tagespresse als Konfliktregion abgestempelt. In der medialen Simplifizierung geht dabei leicht verloren, dass diese Region kulturell facettenreich und höchst faszinierend ist – in der zeitgenössischen Kunst, aber auch im Blick zurück in die Geschichte. Statt dem Krisen-Fokus zu folgen, konzentriert sich die diesjährige 12. Sharjah Biennale ganz auf das kulturelle Potential der Region. Wie schauen wir zurück, welche Brücken können wir zwischen Historischem und Gegenwärtigem bauen, wo beginnt, wo endet Gegenwart, welche Verknüpfungen sind für die Zukunft sinnvoll? Mit diesen Fragen hat die Kuratorin Eungie Joo ein weit offenes Feld vorgegeben, das die eingeladenen KünstlerInnen zu außerordentlichen Beiträgen inspirierte. Eindrücklicher als in den bisherigen Editionen erhalten darin heuer Wind, Wüste, Sonne eine überraschende Aufmerksamkeit – subversiv, poetisch, politisch.
Doch zuerst ein kurzer Rückblick: Sharjah, das ist das kleine, eine halbe Autostunde entfernte Nachbaremirat von Dubai. Bereits in den 1960er Jahren entschied der Herrscher Sheik Sultan Bin Mohammed Al Qasimi, Sharjah durch die Erhaltung von historischen Bauten zu einem kulturellen Zentrum der Emirate auszubauen. 1980 unterstützte er die Gründung der Emirates Fine Arts Society, gründete 1993 die Sharjah Biennale. Anfangs mit lokalem Schwerpunkt, übernahm seine Tochter Sheikha Hoor Al-Qasimi mit der 6. Ausgabe 2003 die Leitung. Seither werden alle zwei Jahre internationale Kuratoren eingeladen und die Ausstellungsflächen kontinuierlich erweitert. Im Rahmen der von ihr gegründeten Sharjah Arts Foundation (SAF) wird die Renovierung bzw. Rekonstruierung der Altstadt…