Michael Hübl
Zeitbilder
“40 Jahre Bundesrepublik Deutschland”
Mannheimer Kunstverein, 11.6.?23.7.89
Daß die Kunst zeitlos sei ? das ist für den Mannheimer Kunstverein gegenwärtig kein Thema. Bei den Jahrestagen, die 1989 zur allgemeinen Aufarbeitung und Aufbereitung anstanden, entschied man sich hier statt für eine nachrevolutionäre Jubelfeier in Blau?Weiß?Rot zu einem Rückblick auf vierzig Jahre Kunst im Zeichen von Schwarz?Rot?Gold: “Zeitbilder” wollte man zeigen, die den Weg von den ersten Wahlen über Wehrpflicht und Wirtschaftswunder bis zur Wende und darüber hinaus reflektieren. 40 Kunstwerke sollten Spiegel sein und Wegmarken auf dieser “Tour d`histoire”.
Ein aller Ehren wertes Unterfangen. Man verzichtete auf die eher akademische Erörterung der Frage, wieweit die Deutschen zu Zeiten der Französischen Revolution Monarchisten oder Republikaner waren (ein Gegenstand, der durch die jüngsten Wahlergebnisse erst noch eine pikante Pointe erhielt), und widmete sich dafür der jüngeren Vergangenheit ? aus dem Blickwinkel der Kunst. Man begab sich damit in aufregende, auch schon mal aufgeregte Verhältnisse. Hat doch die Begegnung (oder soll man sagen Konfrontation) von Politik und Kunst in der bundesrepublikanischen Geschichte nicht selten zu schrillen Reibereien und herben Auseinandersetzungen geführt. Da ist zum Beispiel der Skandal, den Georg Meistermanns Kanzler?Porträt von Willy Brandt 1973 auslöste ? von der Frankfurter Rundschau beispielsweise kurz als “Farbenchaos in den Tönen Schwarz?Rot?Gold”1 abgestempelt. Oder ? ein Jahr früher und weniger harmlos ? der Streit zwischen Joseph Beuys und dem damaligen Wissenschaftsminister Johannes Rau, der zur Besetzung der Düsseldorfer Akademie und zur Entlassung des Kunstprofessors führte. Oder ? noch weiter zurück und diesmal mit Todesfolge ? der Streit zwischen…