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Titel: Tropical Codes · S. 130 - 133
Titel: Tropical Codes , 1987

11. Salvatore Scarpitta
Autos und Schlitten

Seit nunmehr dreißig Jahren entzieht sich das Werk Scarpittas der ewigen Stasis des gegenwärtigen Augenblicks – auch wenn das Ironische daran ist, daß in dieser Zeit kein Werk fester im Sumpf der menschlichen Existenz verwurzelt, so vollkommen in den Prozeß und Agon der menschlichen Ausbreitung versunken oder so intensiv auf die Unmittelbarkeit des menschlichen Daseins gegründet war als das Werk Scarpittas. Sogar als die Schlitten aus der Wildnis der ursächlichen Funktionen sich bewegungslos dem Schauspiel des Technologischen Zeitalters annäherten, und als die Rennwägen aus der abstrakten Zukunft der Sehnsucht selbst die wirksame Stasis der Standard-Realität aushandelten, bezogen sie den gegenwärtigen Augenblick auf die metaphysische Leere und Stille der Sterblichkeit. Diese metaphysische Aufhängung überbrückte praktisch die kritischen, verarmten Formen der Wirklichkeit, und zwar sowohl durch ihren Überdruß als auch ihr verwittertes Primat und höchstes Potential (das in gewisser Weise den Aspekt der Arte Povera dieser Kunst auszeichnete) sowie durch die extrovertierten Vektoren der Bereitwilligkeit, die von den eher mittelbaren Kräften der Kultur herrühren (was den Vektor Pop Art der Arbeiten charakterisierte). Die begüterten Formen dieser Synthese schufen Fahrzeuge, die sowohl Gemütszustände als auch dynamische Körperbewegungen instrumentalisierten, Fahrzeuge, die dem Körper entfliehen, aber gleichzeitig das Wesen der übermäßigen Formen erdgebunden machen. Genau an diesem Punkt, im Werk Scarpittas, ruhen diese Vektoren – die Vektoren des hemmungslosen Konsums und der Neuen Armut – elementar und sind versöhnt. Niemals zuvor war Raum so vollkommen verbraucht, Zeit so vollkommen wiedererlangt worden als durch diese Fahrzeuge, die ihren urtümlichen Formen und…


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