3. David Diao
Die Überflüssigkeit der Vision
David Diaos jüngste Arbeiten sind durch eine ultraentspannte Kritikalität gekennzeichnet. Sie bilden einen hyperventilierten, humorvollen Kommentar auf die Abgeschlossenheit des ideologischen Elitismus. Wir haben es hier mit einer Kritikalität zu tun, die zur Abwechslung einmal selbstkritisch ist. Sie betrachtet Ideologie fast als eine kritische Formalität – eine Formalität, die unausweichlich entweder in unterschiedliche ideologische Expressionismen zerfällt oder in eine Art ideologischen Formalismus abgleitet. Ideologie wird auf dieser Ebene zu einer Angelegenheit der Bit-Ästhetik. Aber obgleich die Struktur der Kritikalität der Neuen Kunst in diesen an Matisse und Motherwell flektierten bzw. gefesselten Arbeiten so abstrakt bzw. untertrieben wurde, daß sie sogar noch eine formale Abschwächung herausfordern würde, sinkt sie doch nie auf eine Bit-Ideologie ab. Durch seine Abwendung von der klassischen Gestaltungsform bzw. ‘Gefängniszelle’ einer konstruktivistischen Sensibilität, von der die früheren Malewitsch-Folgen durchdrungen waren, hin zum ironischen, fast überflüssigen Lehnstuhl der neu-sophistischen Annäherung an die Entleerungen und Flexionen eines verspäteten Modernismus hat Diao einerseits dem Trost kritischer Objektivität scheinbar entsagt und andererseits zaghaft die Grundform des zu einem Bewußtsein aus zweiter Hand verdammten unmittelbaren Gegenstands angenommen. Genau das ist es auch, was diese Neue Kunst anspornt, sich an die kühnen Subtilitäten einer kosmetischen Radikalität zu wagen und wodurch sie auf sanfte Weise von formalen Restriktionen bzw. einer Ökonomie ideologischer Schönheit befreit wird, zwei Dinge, die die früheren Arbeiten bestimmt und überzeichnet hatten. Diese kosmetische Radikalität bzw. die Neue Überflüssigkeit in der Kunst Diaos steht in Beziehung zu Philip Taaffes Arbeiten. In gewisser Weise sieht diese Neue…