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Essay · S. 162 - 175
Essay , 1987

Johannes Meinhardt
Was ist das, ein Körper ?

Butoh – Die Rebellion des Körpers

Kümmern wir uns vorerst nicht um den Körper, sondern um das Geflügel und die Sodomie: Im Mai 1959 veranstaltete der »Verein zur Pflege des modernen Tanzes« in Tokio mehrere Aufführungen, unter denen das kurze Stück »Kinjiki« (Verbotene Farbe) von Tatsumi Hijikata vorgestellt wurde. »Auf der Bühne führte ein junger Mann (Yoshito Ohno, Kazuo Ohnos Sohn) eine sodomitische Szene mit einem Huhn vor, worauf ein Mann, Tatsumi Hijikata selbst, um seine Gunst wirbt. Keine Musik«2. Der Jüngling erstickt das Huhn zwischen seinen Schenkeln (Erst Mitte der 60er Jahre unternimmt Otto Mühl in seinen Aktionen Entsprechendes). Diese »dunkle« Szene erscheint im Rückblick als die mythische Stiftung des »Ankoku Butoh«, des »Tanzes der Dunkelheit«. Tatsumi Hijikata, 1928-1986, ist sein Schöpfer und großer Lehrer, der zusammen mit Kazuo Ohno (geboren 1906, tanzt noch heute), seinem Freund, einem kongenialen Tänzer.

Butoh heißt »stampfender Tanz«, im Gegensatz zu Buyo, dem westlich orientierten modernen Tanz. 1960 gründete Hijikata die Gruppe »Dance Experience«, 1965 »Ankoku Butohha’, die sich bald wieder auflöste. 1968, als er seine berühmt gewordene Aufführung »Der Japaner Tatsumi Hijikata – Die Rebellion des Körpers« zeigte, ist Butoh immer noch eine Bewegung, die nur einige Freunde und Schüler von Hijikata umfaßt; erst ab 1970 entstehen, in rascher Folge und Ausbreitung, neue Gruppen, zerfallen und formieren sich neu. Wieviele Gruppen im Moment Butoh tanzen, lässt sich nicht mehr überblicken; deren Leiter sind durchweg Schüler von Hijikata, doch beginnt schon die dritte Generation von Butohtänzern sich selbständig…


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