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Ausstellungen: Solingen · von Renate Puvogel · S. 365 - 367
Ausstellungen: Solingen ,

Solingen
1929 / 1955

Die erste documenta und das Vergessen einer Künstler*innengeneration

Zentrum für verfolgte Künste 06.05.–11.09.2022

von Renate Puvogel

Ein gemeinsames Ausstellungs- und Forschungsprojekt vom „Zentrum für verfolgte Künste“ in Solingen und vom documenta archiv Kassel ist eine willkommene Ergänzung der diesjährigen 15. documenta. Anhand des Vergleichs der „Große Kunstausstellung Kassel“ 1929 und der ersten documenta 1955 wirft es aus neuer Perspektive die Frage auf, welche Rolle die documenta und deren Verantwortliche für das Schicksal von Künstler*innen und die Kanonisierung der Kunst der Nachkriegszeit überhaupt spielten. Wie konnte es geschehen, dass zahlreiche jüngere Künstler*innen, deren Entwicklung durch die NS-Diktatur jäh unterbrochen wurde, auch nach dem Krieg nicht wieder Fuß fassen konnten: „30 Künstler*innen der Solinger Sammlung ‚Bürgerstiftung für verfolgte Künste‘ waren auf der Ausstellung 1929 vertreten – 1955 waren es nur 3“.

Ausgerechnet Kassel als Austragungsort der documenta zu wählen, geschah nicht nur wegen der zeitgleichen Bundesgartenschau und der beabsichtigten Grenznähe, sondern auch, weil der Kasseler Künstler und Kurator Arnold Bode sich vor Ort bereits seit 1913 mehrfach als versierter Ausstellungs-Initiator bewährt hatte. 1955 holte er dann neben einigen Museumsdirektoren federführend den seinerzeit bereits renommierten Kunsthistoriker Werner Haftmann mit ins Boot. Haftmann war es also, der in erster Linie über die Teilnahme zu befinden hatte. Während Bode als unbelastet gelten darf, in der NS-Zeit sogar Berufsverbot erlitten hatte, ist inzwischen längst ermittelt, dass Haftmann nicht nur Parteimitglied der NSDAP, sondern auch in Kriegsverbrechen verstrickt war. Wollte er mit seiner Gewichtung der 1. documenta vielleicht von dieser Problematik ablenken? Sie konzentriert sich auf die bereits…

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