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Titel: 51. Biennale Venedig · von Michael Hübl · S. 278 - 281
Titel: 51. Biennale Venedig , 2005

Michael Hübl
Afghanistan

Lida Abdul – „Clapping with Stones” und „White House”

Wie sangen die Rolling Stones auf ihrer LP „Aftermath“: „I see a red door and I want it painted black/ No colors anymore I want them turn to black.“Schwarz, alles Schwarz: die Tür, die Autos, das Herz, die ganze Welt. Damals, 1966, war Afghanistan ein neutraler Staat mit modernen Verwaltungsstrukturen, und im benachbarten Iran herrschte noch der Schah. Sein Gegner, Rukollah Mussawi Hendi Khomeini, der den Sturz des Perserkönigs betrieb, lebte zu dieser Zeit bereits seit zwei Jahren im Exil; er war 1964 des Landes verwiesen worden. Auch er, Khomeini, wünschte sich die Welt schwarz, aber gewiss nicht im Sinne von Rock, Pop und Jugendrevolte, sondern im Gegenteil: als streng religiös fundierte, radikale Antwort auf die Vormacht des Westens mit seinem permissiven, auf Konsummaximierung angelegten Lebensstil. Schwarz: Das war die Farbe der islamischen Religionsführer, die mit der Revolution von 1979 die Macht im Iran übernahmen.

Schwarz wurde zu einer Grundfarbe des Islam, auch in Afghanistan, als dort die Taliban, eine fundamental-islamistische Gruppierung, ihr Regime etablierten. Die iranisch-amerikanische Künstlerin Shirin Neshat hat diesen neuen alten Geist mit Videos wie „Rapture“ (1999) oder „Fervor“ (2000) in Bilder gefasst. Schwarz ist dort die Farbe der Frauen, ob sie sich nun einzeln zeigen oder als schwarze wogende Masse eingemummter gesichtsloser Leiber.

Lida Abdul, 1973 in Afghanistan geboren, malt alles weiß. Wie Shirin Neshat hat sie in jungen Jahren ihr Land verlassen, um es nach langer Zeit wieder zu besuchen. Sie hat diese Aufenthalte für Arbeiten genutzt…


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