Heinz-Norbert Jocks
Plädoyer für mehr Differenzen
Ein Gespräch mit dem Kurator des Schweizer Pavillons Stefan Banz über Ingrid Wildi, Gianni Motti, Shahryar Nashat und Marco Poloni
Stefan Banz, 1961 im schweizerischen Menznau geboren, studierte Kunstgeschichte und deutsche Literatur und Literaturkritik in Zürich. 1989 war er Mitbegründer der Kunsthalle Luzern und dann künstlerischer Leiter bis 1993. Seit 1993 als freier Künstler, Kurator und Autor tätig, kuratierte er den vierköpfigen Biennale Beitrag im Schweizer Pavillon.
Heinz-Norbert Jocks: Nun bist du, wenn man so sagen darf, hauptberuflich Künstler und nicht Kurator. Wieso jetzt der Seitenwechsel?
Stefan Banz: Es ist ja nicht wirklich ein Seitenwechsel. Kuratieren hat mich immer schon interessiert und ist darüber hinaus ein wichtiger Bestandteil einer jeden künstlerischen Arbeit. Aber der konkrete Umstand verdankt sich der direkten Demokratie in der Schweiz. Denn als Künstler gehöre ich seit fast fünf Jahren der Eidgenössischen Kunstkommission an. Für die künstlerischen Belange des Schweizer Staates zuständig, gehört die Auswahl der Künstler für die verschiedenen Biennalen zu ihrem Aufgabenbereich. Innerhalb der neunköpfigen Kommission kann jedes Mitglied jeweils einen Vorschlag machen, worüber diskutiert und demokratisch abgestimmt wird. Diesmal hatte man für meinen Vorschlag votiert. Und weil eine Ausstellung wie „Shadows Collide With People“ mit vier Künstlern unter einer bestimmten Idee komplexer als eine Einzelausstellung ist, wurde ich von der Kommission auch mit der Betreuung des Projektes beauftragt. Und insofern die Ausstellungen in früheren Jahren direkt vom Bundesamt für Kultur kommissarisch und ohne Kurator betreut wurden, handelt es sich gewissermaßen um ein Novum.
Warum hast du es diesmal so kompliziert gemacht?
Es ist gar…