Heinz-Norbert Jocks
Olaf Nicolai
Im Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks
„Welcome to the Tears of St.Lawrence“ („Willkommen bei den Tränen des heiligen Laurentius“) liest man auf den Postern von Olaf Nicolai, die in Venedig plakatiert sind und deren „Blueprints“ in einem abgedunkelten Raum im Arsenale vorgestellt werden. Dazu erhält man kostenlos in den Buchhandlungen der Biennale ein Booklet, das Instruktionen zur Beobachtung eines Sternschnuppen-Regens, so wie ein Glossar mit zahlreichen Stichworten rund um das Thema enthält. Die vorwiegend konzeptionell angelegte, dabei höchst poetische Arbeit des Künstlers spielt mit dem Augustmysterium der von Himmel fallenden Sterne. Er suggeriert damit ein Ereignis, das gleichzeitig den Eventcharakter heutiger Kunst hinterfragt. Mit Olaf Nicolai unterhielt sich in Venedig Heinz-Norbert Jocks.
H.N.J.: Ich falle mal mit der Tür ins Haus: Was ging deiner Venedig-Arbeit gedanklich voraus?
O.N.: Ein starker Eindruck nach der ersten Biennale-Teilnahme 2001 war die Diskrepanz zwischen dem Selbstverständnis der Biennale als Kunstausstellungsort und dem, was die Beteiligten als Kunstereignis inszenieren, also diese „Aufmerksamkeitserzeugungsmaschine“. Diesen Mechanismus wollte ich zum Bestandteil der Arbeit machen.
Apropos Aufmerksamkeit, hast du dich mit dem Text von Bernhard Waldenfels befasst?
Ja, aber vor langer Zeit. Ein Bezugspunkt ist für mich dabei eher Georg Francks „Ökonomie der Aufmerksamkeit“, oder Herbert Lachmayers Thesen zur Funktion von Produkten in der heutigen Ökonomie.
Im Grunde bewirbst du ein Naturereignis, oder?
Ja. Sehen muss man aber auch, warum das möglich ist. Aufmerksamkeit ist ein handelbares und verwertbares „Objekt“ geworden. Und bei Produkten geht es darum, dass sie mit bestimmten Atmosphären verbunden werden, für deren Aneignung sie dann stehen sollen. Wenn man dabei…