Heinz-Norbert Jocks
Zur Allianz von Auge und Gedächtnis
Über die Bilder von Ed Ruscha im amerikanischen Pavillon
Ein Gespräch mit den Kuratorinnen Linda Norden und Donna De Salvo
Ist Ed Ruscha mehr als nur eine Notlösung? Der Rundgang durch den amerikanischen Pavillon und ein Gespräch mit den beiden Kuratorinnen Linda Norden und Donna De Salvo bestätigen es nicht, obwohl die Entscheidung erst sehr spät gefallen ist. Zunächst hatten sich zwei große Kulturstiftungen, die üblicherweise die Finanzierung in Venedig sichern, aus der Verantwortung gestohlen, und im Außenministerium schien bis Oktober letzten Jahres keiner so recht zu wissen, wer nun für alles zuständig ist. Schließlich wurde das Guggenheim Museum mit der Wahl betraut. Übrigens ließen sich die USA auf der Biennale bereits 1970 durch Ed Ruscha vertreten. Die unbewusste Vertrautheit, die der Betrachter angesichts seiner Sujets empfindet, erklärt sich damit, dass er sie der Trivialkultur entlehnt, ohne sie wie die Pop-Artisten zum Thema zu erheben. Ed Ruscha, der in der Welt als kalifornischer Künstler gefeiert wird, lebt dort zwar seit seinen Studententagen. Er stammt aber aus Omaha, Nebraska. Das heißt, seine frühesten Erinnerungen sind anders strukturiert als die eines in Kalifornien geborenen Künstlers. In seinem Gedächtnis sind bestimmte Fragmente gespeichert, die sich nachträglich als paradigmatisch für das Land und seine Kultur erwiesen haben. Eigentlich wollte Heinz-Norbert Jocks ihn genau dazu befragen, aber der Termin wurde wegen einer Erkältung kurzfristig abgesagt. Es bot sich dann als Ersatz eine Unterhaltung mit den beiden sympathischen Kuratorinnen an, die sich gegenseitig beflügelten. Donna De Salvo, zunächst als freiberufliche…