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Kunstforum-Gespräche · von Heinz-Norbert Jocks · S. 334 - 339
Kunstforum-Gespräche , 2015

Ai Weiwei & Die Monotoniserung der Wahrnehmung

Heinz-Norbert Jocks berichtet von einem Vorfall in Peking und spricht mit Bao Dong, einen der maßgeblichen Kuratoren und Autoren der neuen jungen Künstlergeneration

In den westlichen Medien so präsent wie kein anderer Künstler aus China. Überall Interviews und Reportagen. Filme werden über ihn gedreht, Bücher publiziert, beinah täglich empfängt er Besucher. Unter ihnen auch PR-bewusste Politiker wie die Grüne Margarete Bause, die deutlich machen will, dass sie auf der richtigen Seite steht, indem sie nicht nur mit Wirtschaftsführern und kommunistischen Funktionären, sondern auch mit „den Opfern von Chinas Unterdrückungsapparat“ trifft. Fürwahr Ai Weiwei ist ein genialer Kommunikationskünstler und ein sein alltägliches Leben auf Twitter zur Kunst erhebender, dort alles postender Aktivist. Bei uns im Westen herrscht ungebrochen Einigkeit darüber, dass Ai „der Megastar der internationalen Kunstszene“ und „der größte in China“ ist. Alles in allem eine sich von den Autoritäten nicht einschüchtern lassende, sich wehrende „Ikone des Kampfes für Meinungsfreiheit, Menschenwürde und das Recht des Einzelnen auf individuelle Selbstentfaltung“. Und auch wenn Werke chinesischer Künstler auf Auktionen schwindelerregende Höchstpreise erzielen, so gelingt es letztlich keinem, Ai diesen Rang streitig zu machen. Mit dem, was er tut, scheint er alles in den Schatten zu stellen, als gäbe es in ganz China so gut wie keine anderen, die nicht ihr schreiendes Unbehagen am System zum Ausdruck brächten und die nicht riskierten, dafür eingesperrt zu werden. In den Augen westlicher Medien ist er fast so etwas wie ein von der Zensur malträtierter Held ohne Reisepass, der, wenn er…

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von Heinz-Norbert Jocks

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