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Nachrichtenforum: Biennalen · S. 16 - 17
Nachrichtenforum: Biennalen , 2011

Zensur in Venedig

Eine Doppel-Gondel schmückt das Banner des National-Pavillons von Aserbaidschan. Das Motiv ist eine prähistorische Felsritzung aus Gobustan, die hier in Venedig nicht nur die Universalität kultureller Bildsprachen vor Augen führen, sondern auch zu den Tintorettos in Bice Curigers Biennale-Schau in Konkurrenz treten soll. Von deren Konzept der „ILLUMINazione“, dem verzaubernden Licht der Stadt, dem möglichen Erkenntnisgewinn durch die Kunst und einer Durchleuchtung des Nationen-Begriffs ist im Pavillon von Aserbaidschan jedoch nichts zu spüren: Wenige Tage nach der Eröffnung wurden zwei Skulpturen sowie einige graphische Arbeiten der in Moskau lebenden aserbaidschanischen Künstlerin Aidan Salakhova aus dem Palazzo Benzon entfernt. Der Grund: Das Kulturministerium fürchtete um einen Prestigeverlust des Landes.

Die „Braut“, ein schwarzer Schleier, aus dem zwei weiße Hände herausschauen, sowie der „Schwarze Stein“, der das religiöse Heiligtum des Islam in einem Vagina-förmigen Marmorrahmen zeigt, waren keineswegs überraschend in Venedig gelandet, wie Kuratorin Beral Madra in einem offenen Brief erläutert. Vielmehr habe die Künstlerin ihre Arbeiten der Kommission im Detail vorgestellt. Die Werke seien auch im Katalog abgebildet und bis zur Ausstellungseröffnung auf der offiziellen Website zu sehen gewesen. Salakhovas Beitrag sei fehlinterpretiert worden: ihre Werke befassten sich bekanntermaßen nicht nur mit dem Islam, sondern mit allen Religionen, die Frauen unter Schleier zwängen. Madra spricht von „Zensur“ und erinnert daran, das „die Biennale Venedig eine Plattform für eine extreme künstlerische Freiheit ist, für sensible Themen, für unbegrenzte Kritik“. Dies müssten alle Länder vor einer geplanten Teilnahme in Erwägung ziehen.

Vatikan in Venedig

Bereits Ende 2008 war der Vatikan mit groß angekündigten…

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