PETER HERBSTREUTH
Bruce Nauman – ‘Theaters of Experience’
Deutsche Guggenheim, Berlin, 30.10.2003 – 18.1.2004
Ein gutes Kunstwerk sei ein Schlag ins Genick, wird Bruce Nauman oft zitiert. In ‘Theater of Experience” mit 13 Skulpturen, Neonfiguren, Videos und Installationen von 1966 bis 1992 wirkt die hereinbrechende Gewalt nicht plötzlich, sondern zeitverzögert durch Repetition oder Verkehrung, steigert sich in spiraligen Wiederholungen und vollendet sich meist in einem Emotional-Crash. Die Werke gehen auf die Nerven. In New York gilt die Devise, ein Künstler müsse, falls er erfolgreich sein wolle, eine positive Botschaft vermitteln. Negation zahle sich nicht aus. Bruce Nauman ist kein New Yorker und sein Werk die Ausnahme der Regel.
In Berlin galt die Ausstellung als kleine Sensation, weil die Werke des 1941 geborenen Nauman erstmals in einer Einzelschau zu sehen waren. Doch ungewöhnlich wäre sie auch ohne die Besonderheit eines first. Denn der Blick auf die Anfänge eines so wirkungsmächtigen Künstlers gleicht dem Blick durch ein Zeitfenster. Der Kunsttheoretiker Michael Fried bemühte sich in den sechziger Jahren um Deutungshoheit und gab sich mit Ge- und Verboten so streng wie ein Fundamentalist. Er erließ einen Bann über alles, was ihm nach Theatralisierung aussah, und verachtete dergleichen als Kitsch. Medienreflexiv, kontemplativ und selbstbezüglich sollten die Werke sein, falls sie zur Avantgarde gehören wollten. Die Betrachter – zwei schwebende Augen mit Hirnverbindung – sollten schauen, nachdenken und sich das Telos der Kunstgeschichte vergegenwärtigen, Künstler entsprechend ihr Ziel darin sehen, die medienspezifische Bildlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Geschichten, Taten, Handlungen sollten sich sublim in Erscheinungen zwischen Konkretion und…