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Ausstellungen: Oberhausen · von Reinhard Ermen · S. 317 - 318
Ausstellungen: Oberhausen , 2008

Reinhard Ermen
Den Mond kleben

»Alfonso Fratteggiani Bianchi, Thomas Kemper, Ulrich Wellmann. Malerei«
Verein für Aktuelle Kunst, Oberhausen,1 6. – 26.7.2008

Die Farbe liegt jeweils auf einer Tafel aus grauem Sandstein (Pietra serena). Kein Binder, nichts als die ihnen eigene Haftkraft hält das pulvrige Pigment auf dem Träger. Es gibt keine weiteren Tricks, allenfalls die gesammelte Erfahrung im Umgang mit soviel Purezza. Der Maler reibt das Pigment mit den Händen ein bis es gut ist. Darauf angesprochen, fragt Alfonso Fratteggiani Bianchi (*1952) mit entwaffnender Schlagfertigkeit zurück: „Wie hält denn der Mond ohne Klebstoff am Himmel?“ Wer über diesen schönen Kinderglauben nicht verfügt, muss den Mond kleben. Der Italiener, der sich weitgehend als unverbildeter Autodidakt der Malerei näherte, ist eine Art Naturbursche, ein reiner Tor mit dem Mut zu radikalen Lösungen, nicht nur was die Materialität seiner Tafeln angeht, denn auch der monochrome Status seiner ‚Bilder’ erhebt weitere Ansprüche aufs Absolute. Allenfalls der graue Rand stoppt das Unbegrenzte etwas abrupt. Ein Triptychon erzeugt einen erweiterten Farbklang. Vielleicht nimmt Fratteggiani-Bianchi in dieser Dreierkonstellation eine Art Katalysator-Funktion ein, denn bei aller Kompromisslosigkeit im Zugriff auf Farbe und Form, sind die beiden anderen, Thomas Kemper (*1957) und Ulrich Wellmann (*1952), doch sehr unterschiedliche Charaktere.

Kemper setzt seine zarten Farbschichten auf kleine Plexiglasblöcke, die drei Zentimeter dick sind. Die einfarbigen, zuweilen geteilten Rechtecke und Quadrate scheinen vor der Wand zu schweben. In Ausstellungen bzw. Installationen finden sie sich in freihändig gesetzten Gruppen zusammen, gelegentlich bilden sie gar kollektive Großformaten, wenn etwa eine Arbeit aus 9 Einzelteilen besteht….



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