DER GEBRAUCH DER FOTOGRAFIE
EIN VERSUCH ÜBER DIE FOTOLOGIE
VON HEINZ-NORBERT JOCKS
Für Angelika Herzog
“Die Fotografie hält die Augenblicke offen, die das Vorwärtstreiben der Zeit sofort wieder schließt, sie zerstört das Überschreiten, das Ineinandergreifen, die Metamorphose der Zeit, die die Malerei sichtbar macht, weil die Pferde die Bewegung von hier weg nach dorthin in sich haben, weil sie einen Fuß in jeden Augenblick setzen.” (Maurice Merleau-Ponty)
“Fotografie – es gibt kein Medium, das, weil es derartig aufs Momentane angewiesen ist, stärker die Geschichtlichkeit eines Augenblicks zum Ausdruck zu bringen vermag. Deshalb sind die Aufnahmen, die uns den Berg in diesen Pionierjahren vorführen, so lehrreich. Nicht nur das Grandiose Motiv, das Unwiederbringliche der Arbeit der Fotografen ist es, was den Betrachter der sensationellen Montblanc-Aufnahmen hinzieht: Wir erleben in ihnen die irreversible Verknüpfung von Sehen und Technik.” (Werner Spies)
Fotos, nichts als Fotos, auch in Plakatgröße, überall um uns herum und trotzdem kaum ein anthropologisches Verständnis davon, was das mit uns macht, wohin es uns treibt, wie Fotos auf uns wirken, wie sie zu und mit uns sprechen und welche Tropismen sie in uns unbemerkt auslösen. Dabei kommunizieren wir miteinander im Alltag mehr über fotografische Bilder, als uns bewusst ist. Mal so wie der spirituelle Farbkissenmaler Gotthard Graubner vor gut sechszehn Jahren, der mir so kommentarlos, als besäßen stumme Bilder mehr Eloquenz und Transparenz als noch so viele Worte, Fotos von seiner im Jahre 1976 unternommenen Reise nach Bhutan vorlegte und nebenbei erzählte, sich da in einer Art Trance befunden zu haben, besessen vom Fotografieren….