KLAUS HONNEF
DIE INTENSITÄT DER MALEREI WIDER DIE GLITZERHAFTE FOTOGRAFIE
EIN GESPRÄCH MIT HEINZ-NORBERT JOCKS
Klaus Honnef, 1939 in Tilsit geboren, Professor für “Theorie der Fotografie” an der Gesamthochschule / Universität Kassel. Seit 1960 freier Journalist, Redakteur und ab 1965 Ressortchef in Aachen. 1970-1974 Geschäftsführer des Westfälischen Kunstvereins in Münster. Mit-Organisator der documenta 5 und 6. Er zeigte bei der documenta 6 in Kassel 1977 zusammen mit Evelyn Weiss erstmals eine Abteilung Fotografie. 1974-1999 Ausstellungschef im Rheinischen Landesmuseum Bonn. Er lebt als Publizist und Kurator von zahlreichen, nicht nur von Fotografie-Ausstellungen im In- und Ausland, darunter: “Deutsche Fotografie, Macht eines Mediums 1870-1970” oder, zuletzt “Von Körpern und anderen Dingen – Deutsche Fotografie im 20. Jahrhundert.” Für KUNSTFORUM gab er u.a. mehrere Bände zur Fotografie heraus, z.B. “150 Jahre Fotografie” Bd. 16, 1976, “Inszenierte Fotografie”, Bde. 83 und 84, 1986. Mit ihm sprach Heinz-Norbert Jocks über die Wege der Fotografie bis zur ihrer Etablierung als Kunst und den daraus resultierenden Folgen.
Heinz-Norbert Jocks: Womit setzten Sie sich als Kritiker auseinander?
Klaus Honnef: Am Anfang war der Film. Dann kam die Malerei. Die Hinwendung zur Malerei hatte mit Aachen, meinem Wohnort zu tun. In der Nähe, in Stolberg, lebte damals Karl-Fred Dahmen, ein Großer des Informel. Er wurde mein Cicerone. Ich hatte weder eine Neigung zur Kunst noch irgendwelche Ahnung oder Kenntnisse. Ganz im Gegenteil, als junger Mann lehnte ich die bürgerliche Kultur ab. Doch in der Umbruchsphase der Malerei während der sechziger Jahre hatte ich das Glück, einen Zugang zu finden. Ich begann, dank wachsender…