Michael Hübl
Der Urknall als Schimmer am Horizont
Apokalypse. Ein Prinzip Hoffnung Ernst Bloch zum 100. Geburtstag
Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen 8.9.-17.11.1985
»Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch« – keine Zeile Hölderlins ist in den vergangenen Jahren so häufig zitiert worden wie dieser lakonisch ambivalente Satz. Seine Anwendung signalisiert ein doppeltes Bewußtsein. Hinter ihm steht einmal die Erkenntnis, in einer Epoche der in ihren Auswirkungen offenbar nicht mehr überschaubaren Bedrohung zu leben, und zum anderen die Hoffnung, das Ende der Erde könne doch noch nicht machbar sein und so schlimm es eines Tages womöglich auch kommen mag, werde doch der Mensch wie durch ein Wunder wieder die Wunden der Zerstörung verdrängen, vergessen oder heilen – wie nach dem 2. Weltkrieg. Hoffnung ist wieder gefragt, und sei es auch nur, weil es ebenso unbefriedigend wie unproduktiv ist, das prognostizierte atomare Ende der Welt zum Brennpunkt aller Überlegungen zu machen und alles Denken dort gleichsam einzuschmelzen. So hat sich denn der Deutsche Werkbund bei seiner Jahrestagung, die diesmal im kurpfälzischen Lustschloß Schwetzingen stattfand, dem Thema »Hoffnung« gewidmet und auch im unfernen Ludwigshafen schimmert in diesem Herbst nicht nur das bunte Changieren der Chemie-Abdämpfe über dem Rhein, sondern die Hoffnung – wirkungsvoll verpackt in jenen dramatischen Endzustand, der seit biblischen Zeiten Apokalypse heißt. Ein Urknall, der alles aus den Fugen geraten läßt und dabei die schönste Chance für einen Neubeginn bietet. So jedenfalls sah es Ernst Bloch, der dazu in seinem »Prinzip Hoffnung« schreibt: »Ja alles und jedes steht noch vor der Erschaffung der Welt,…