JÖRG JOHNEN
RES PUBLICA
Plätze, Gärten, Monumente
LIEBES PUBLIKUM,
es sind jetzt zwei Jahre vergangen, seit GOLDENER OKTOBER erschienen ist. Das Heft fand viel Beachtung, so daß es wichtig erschien, seine Thematik in einem weiteren Heft fortzuführen. In RES PUBLIC A wird der kulturkritische Ansatz beibehalten, doch konzentrieren sich die Beiträge diesmal stärker auf den Bereich Öffentlichkeit und ihr Raum. Das Heft richtet somit die Aufmerksamkeit weniger auf einzelne Künstler als auf kollektive Kulturleistungen, die Bühne und Bild für politische und gesellschaftliche Handlungen darstellen, also noch Relikte des theatrum mundi in unsere ganz der Authentizität und Intimität verfallenen Zeit hinübergerettet haben.
Eine große Überraschung und Bestätigung stellte das 1983 in Deutschland erschienene Buch ,, Verfall und Ende des öffentlichen Lebens” von Richard Senett dar. In diesem material- und ideenreichen Buch des amerikanischen Soziologen erhalten die wesentlichen Kritikpunkte – die Fragmentierung des Menschen und aller Lebensbereiche und die Verabsolutierung von Authentizität und Intimität – des GOLDENEN OKTOBER eine zusätzliche Fundierung und Erweiterung, so daß in mehreren Beiträgen darauf Bezug genommen wird. So versucht dieses Heft, unmittelbarer noch als GOLDENER OKTOBER, (Kunstforum Bd. 65) die Kultur wieder zur res publica zu erheben.
Die Grenze
“Eine res publica umfaßt allgemein die Beziehungen und das Geflecht wechselseitiger Verpflichtungen zwischen Leuten, die nicht durch Familienbande oder andere persönliche Beziehungen miteinander verknüpft sind; sie bezeichnet das, was eine Masse, ein “Volk”, ein Gemeinwesen verbindet, im Unterschied zu den Familien- und Freundschaftsbanden”, schreibt Richard Sennett zu Beginn seines Buches und fährt fort: “Wie in den Tagen Roms ist die Teilnahme an der…