Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz
Ausstellungen: London , 2005

Edgar Schmitz
Fetische und Götzen

Jason Rhoades: Black Pussy
Hauser & Wirth, 21.09.05-29.10.05

Erstmal erscheint alles natürlich ziemlich vollgerümpelt. Vollgestopfte Metallregale, ganze Wagenladungen kleinteiligen Kitsches und alle möglichen Variationen auf den Slang-Begriff Pussy in Neonschriftzügen aus UV Licht machen aus dem demonstrativ großzügigen Ausstellungsraum bei Hauser und Wirth ein Labyrinth, in dem sich die insgesamt müllige Atmosphäre mit allen möglichen New Age Versatzstücken zum esoterischen Ramschladenlager auflädt.

Nicolas Bourriaud sprach vom (Straßen-)Markt als neuem kulturellem Modell der Neunziger, nachdem sich die Leitfunktion des Kaufhauses erübrigt habe, die die 80er Jahre in ihrem Verhältnis zu Konsum und Gesellschaft bestimmt habe. Dieser Markt, diese New Age Trödelsituation ist hier bei Rhoades aber auch ein Auktionshaus, in dem die (Un-)Wertigkeitsmodelle des Marktes unter den Bedingungen enthemmter Spekulation präsentiert werden können. Das Zeug ist ersteigert, 556 Traumfänger aus Ton von ebay und 180 chinesische Gongshi Steine aus einer Privatsammlung, oder auch in Galerien aus Arbeiten anderer Künstler zusammengekauft. Wertigkeitsmuster sind damit allem Anschein zum Trotz hier nicht ausgehebelt, sondern gerade in der offensichtlichen Divergenz von Tourismuskitsch auf der einen und edlem Kunsthandwerk auf der anderen Seite wieder neu frei- und zur Disposition gestellt. Ramsch ersetzt hier nicht Wert, beide werden vielmehr in ein spekulatives Ensemble eingebunden, in dem Wertigkeit von Verwendbarkeit und Einbindungsfähigkeit abhängig gemacht werden können.

Auf dem Sammelsurium der hier vereinigten heidnischen Idole erscheinen dann auch immer wieder Black Pussy Aufkleber, die weniger katalogisieren als vielmehr Anspruch anmelden und Vereinnahmung einschreiben. Was hier vor allem angehäuft erscheint, lässt sich dann erst auf den zweiten oder dritten…



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