Dieter Buchhart und Mathias Fuchs
Ich spiele mit Vorstellungen von Repräsentation.
Ein Gespräch mit Yinka Shonibare
In seinen geradezu perfekten Tableaux vivants verfolgt Yinka Shonibare die Strategie, die Dinge auf den ersten Blick weitgehend normal erscheinen zu lassen. Erst langsam enthüllt sich die fast perfekte Täuschung der Oberfläche der Werke als kritischer Beitrag zur Kunstgeschichte und Spiel mit der Authentizität. Denn Dinge, die Authentizität in Shonibares Arbeiten zu vermitteln scheinen, sind keineswegs, was diese vorgeben zu sein. Der Künstler verwendet afrikanische Stoffe, die einerseits der viktorianischen Kleidung offensichtlich widersprechen und andererseits aufgrund seiner westafrikanischen Wurzeln mit ihren bunten Mustern Vorstellungen von Authentizität und Exotik wecken. Einerseits werden die farbintensiven Stoffe vonseiten der industrialisierten Welt mit Afrika assoziiert und andererseits gelten diese heute in Westafrika als Ausdruck eines afrikanischen Selbstverständnisses. Doch Shonibare treibt ein doppelbödiges Spiel, wenn er diese Stoffe für seine Tableaux vivants verwendet, da diese aus Fabriken der Niederlande und von Stoffproduzenten in Manchester seit dem 19. Jahrhundert nach Afrika exportiert werden, sodass auch die “afrikanischen” Stoffe als ein kolonialer Überwurf einer ethnischen Ikonografie und Identität verstanden werden können. Shonibare verwendet die Stoffe als Ready-mades, die er zu teils aufwändigen viktorianischen Kleidern verarbeitet, wobei er scheinbar authentische kulturelle Codes und Autoritäten vermischt. Die Werke gewinnen an Brisanz, indem diese weder in die vorgeprägten vorurteilsbelasteten Raster und Schablonen der stereotypen Rezeption des Viktorianischen und Kolonialen noch des Afrikanischen passen und mit gängigen Klischees jeglicher Art spielen und diese in Frage stellen. Der Künstler untersucht Fragestellungen der ökonomischen Macht, die den früheren Kolonialmächten…