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Titel: Smell it! Das Olfaktorische in der Kunst - 1 — Nicht zu fassen · von Daniel Urban · S. 58 - 65
Titel: Smell it! Das Olfaktorische in der Kunst - 1 — Nicht zu fassen ,
Titel: Smell it! Das Olfaktorische in der Kunst - 1 — Nicht zu fassen

Geruchskino

Ein Hauch von Utopie
Eine kurze, aber aufregende Episode der Filmgeschichte über ungehobene Potenziale und die Schwierigkeit, die Bilder zum Riechen zu bringen.

von Daniel Urban

Dass dem Geruchssinn offenbar der direkteste Zugang zu unseren Emotionen vorbehalten bleibt, bemerkte Rudyard Kipling schon in seinem Gedicht Lichtenberg: „Smells are surer than sound to make the heartstrings crack.“ Und in der Tat belegen Forschungen die anatomische Basis hierfür zweifelsfrei, zeigen sie doch, dass nur im olfaktorischen System ein direkter Informationsfluss „zum limbischen System führt […], das für Emotionen, Motivationen und bestimmte Formen des Gedächtnisses zuständig“ ist. Wie leicht Gerüche es vermögen, eine unmittelbare emotionale Reaktion hervorzurufen, verdeutlicht eine kleine Episode der amerikanischen Got Milk?-Werbekampagne aus dem Dezember 2006. In San Francisco wurden seinerzeit an einigen Bushaltestellen neben den bekannten Werbepostern Geruchsstreifen angebracht, die über einen zweiwöchigen Zeitraum den Duft von frisch gebackenen Chocolate Chip Cookies verströmen und so Lust auf ein frisches Glas Milch machen sollten. Ging die zuständige Marketing-Agentur noch von einem gelungenen Konzept aus („Wer Babypuder oder Milch riecht, fühlt sich gut“, so der Chef der Kampagne seinerzeit), ließ die Kritik indes nicht lange auf sich warten: für Menschen, die unter Allergien, Fettleibigkeit oder Diabetes leiden, sei die Anzeige eine Zumutung, hieß es, ganz zu schweigen von Ärmeren oder Obdachlosen, die sich derlei Kekse überhaupt nicht leisten könnten. Nach nur wenigen Tagen wurden die Geruchsstreifen aufgrund des Protests wieder entfernt.

Der Mensch besitzt wohl nur gut 400 Geruchsrezeptoren, ist aber dennoch in der Lage, bis zu einer Billion verschiedener Gerüche voneinander zu unterscheiden.

Der…

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