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Ausstellungen: Berlin · von Ronald Berg · S. 241 - 242
Ausstellungen: Berlin ,

Berlin
Mythos und Massaker

E. W. Nay und André Masson
Sammlung Scharf–Gerstenberg 08.12.2023 – 28.04.2024

von Ronald Berg

Das Thema der Ausstellung verdankt sich einem Zufall. Beim Aufschlagen eines Katalogs fiel der Blick auf das 1931 entstandene Gemälde Massacre von André Masson (1896 – 1987). „Ohne jeden aktuellen Bezug – der Angriff Russlands auf die Ukraine und die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas standen noch in weiter Ferne – weckte das Bild formalästhetische Assoziationen.“ So schildert es das Booklet der von Kyllikki Zacharias kuratierten Ausstellung Mythos und Massaker in der Sammlung Scharf-Gerstenberg. Zacharias ist Leiterin des Berliner Museums mit Schwerpunkt Surrealismus.

Zacharias’ Assoziationen beim Anblick von Massons Massaker gingen in Richtung der sogenannten Hekate-Bilder von Ernst Wilhelm Nay (1902 – 1968) vom Anfang der 1940er Jahre. Der Vergleich von Masson und Nay, dem älteren Franzosen mit zeitweise engem Kontakt zur surrealistischen Bewegung mit dem etwas jüngeren Nay, dem Wegbereiter der Abstraktion in Deutschland, das ist also das Thema der Ausstellung. Nur, was wird hier eigentlich verglichen?

Die formalen Ähnlichkeiten zwischen Masson und Nay sind tatsächlich relativ. Das im Zentrum der Museumsräume stehende Massaker ist ein wildbuntes Getümmel von halb abstrahierten Figuren. Als Pendant und Beleg für die These von der „formalästhetischen“ Ähnlichkeit kommt in der Ausstellung vor allem ein Bild von Nay zum Tragen, das rund zwei Jahrzehnte später entstanden ist. Und Nays Tanz der Fischerinnen scheint selbst eher an dessen sogenannte Lofotenbilder aus den 30er Jahren zu erinnern. Auch aus dieser Periode Nays gibt es in der 70 Arbeiten umfassenden Ausstellung zwei…

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