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Gespräche mit Künstler*innen · von Michael Stoeber · S. 166 - 177
Gespräche mit Künstler*innen ,

Yuri Albert und Vadim Zakharov

Arbeiten und nicht verrückt werden
Ein Gespräch von Michael Stoeber

Den Kaiserring der Stadt Goslar haben in 2023 die Künstler Yuri Albert und Vadim Zakharov erhalten, geboren 1959 in Moskau und in Duschanbe, Tadschikistan. Sie sind kein Künstler-Duo und fertigen keine gemeinsamen Werke, aber sie gelten als die wichtigsten Vertreter der zweiten Generation des Moskauer Konzeptualismus. In dieser Rolle erhalten sie beide den Kaiserring, was in dieser Form in der Geschichte des renommierten, seit 1975 vergebenen Kunstpreises ein singuläres Ereignis darstellt. Die Jury hat beide ausgezeichnet, weil sie, so die Begründung, in den 1970er und 1980er Jahren in der künstlerischen Untergrundszene Moskaus der internationalen Konzeptkunst wegweisende neue Impulse gegeben haben. Seit dem Studium eng befreundet und bis heute im kontinuierlichen Dialog miteinander, haben Albert und Zakharov eigenständige Oeuvres entwickelt, in denen sie sich, jeder auf seine Weise, dem großen Projekt der Aufklärung verpflichtet sehen. Das wird bereits 1978 bei zwei Aktionen der damals 19jährigen Künstler exemplarisch sichtbar. Albert läuft durch die Straßen Moskaus und verspricht „alle von ihm ausgestrahlte Wärme an andere Menschen abgeben“ zu wollen.

Damit entwirft er nicht nur ein menschenfreundliches Porträt von sich selbst, er kritisiert in subtiler Weise auch die Sowjetgesellschaft als kalten, frostigen Staat. Nicht anders der junge Zakharov bei seinem „Informationsaustausch mit der Sonne“, in dem er einen Handspiegel mit seinem Fingerabdruck auf den Stern richtet. Auch sein Dialog mit der Sonne radiert am heldenhaften Selbstbild der Sowjetgesellschaft, zu dem traditionell der „Sieg über die Sonne“ gehört. Später wird Albert…


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