Reinhard Ermen
Hauptsache Grau
»Ein intellektueller Farbton?«
Mies van der Rohe Haus, Berlin, 3.3. – 19.5.2013
Grau liegt dazwischen. Die Farbe leistet Schwerstarbeit, sie erkundet, ja sie vermisst den Abstand von Schwarz zu Weiß und vermittelt damit so etwas wie Himmel und Hölle in der Malerei. Trotzdem hat Grau keinen guten Ruf, beschimpft als Stubenhocker (Grau ist alle Theorie) und als architektonischer Totschläger (Beton) fristet es ein Schattendasein am Rande der schönen Künste, dabei sind die Möglichkeiten immens, die Position im Zwischenraum von Sein oder Nichtsein ist eine fundamentale. Anders gesagt: Ein Porträt dieser verkannten unbunten Weitläufigkeit erscheint lohnend und schwierig zugleich. Bedachtsam macht sich jetzt ein Team an die Arbeit. Drei Kuratoren treten an, nämlich Matthias Bleyl, Michael Fehr und Wita Noack; letztere als Leiterin des Mies van der Rohe Hauses, in dem „Hauptsache Grau“ auch stattfindet. Damit residiert das Projekt in einem der faszinierendsten Ausstellungsräume Berlins (genauer gesagt in Lichtenberg), im ehemaligen Landhaus Lemke, das 1932/33 als gebautes Paradigma auf Reinheit, Leichtigkeit und Zweckmäßigkeit erfunden und realisiert wurde. Das Licht spielt die Hauptrolle, es ist an guten Sonnentagen hier so verschwenderisch vorhanden, dass man gelegentlich um die wertvollen Originale fürchtet. Vier Ausstellungen sind geplant, der letztlich umfängliche Diskurs vollzieht sich in vier Kammerspielen, denn das Landhaus ist überschaubar, um nicht zu sagen klein; bilderreiche Massenaufmärsche erscheinen nicht ratsam. Der erste Teil ist eine Art Prolog der drei Macher, die folgenden drei Kapitel werden jeweils von einem der Kuratoren aufgeschlagen.
Unabhängig vom Ton, Farbe ist Masse, die keinesfalls nur mit dem Pinsel,…