Michael Nungesser
K. H. Hödicke
»Dimensionen des Malerischen«
Berlinische Galerie, Berlin 22.2. – 27.5.2013
Noch Anfang der 1960er Jahre herrschte im westlichen Deutschland die als Weltkunst propagierte Abstraktion. Zu den Pionieren einer neuen, an gegenständlicher Realität orientierten Kunst zählte der 1938 in Nürnberg geborene Maler Karl-Horst Hödicke, der seit seinem Studium (1959-64) in Berlin lebt und durch seine langjährige Lehrtätigkeit an der Hochschule der Künste großen Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen ausübte – nicht zuletzt die Neuen Wilden. Als Schüler von Fred Thieler konnte Hödicke sagen: „Ich war trainierter Tachist“. Doch er löste sich früh von reinem Formenspiel und fand Inspiration im modernen Großstadtleben, vertieft durch einen einjährigen New York-Aufenthalt. Die Reflexion des Mediums Malerei führte zur Erweiterung um filmische und plastische Ausdrucksmittel.
Ein umfangreiches Werkkonvolut von Hödicke in der Berlinischen Galerie bildet nun die (um Leihgaben erweiterte) Basis für eine kleine Retrospektive zum 75. Geburtstag, deren Untertitel – „Malerei, Skulptur, Film“ – wenig von seinen unkonventionellen ästhetischen Praktiken mitteilt. In mehrere Kapitel gegliedert, stehen am Anfang die noch vom Expressionismus eines Max Beckmann beeinflussten Gemälde, z.B. das Triptychon „Der große Schlachter“ und der Vierteiler „Am Großen Fenster“, angeregt von der gleichnamigen Badebucht am Wannsee. Doch von solchen barocken, körperstrotzend-satirischen Kompositionen führt der Weg bald zur Serie „Passage“ (1964), in der Hödicke in Reaktion auf Pop Art und Fotorealismus in flächig-verwischten Szenen Neonlicht-Spiegelungen von Schaufensterauslagen erfasst – ein Thema, das in „Echo/Gabeln“ (1972) und „Chinese American Restaurant“ (1974) nachhallt.
Hödickes Experimentierlust zeigt sich im bemalten und collagierten Glasbild „Krone des Geschmacks (Kleine Scheibe)“ (1964),…