Dagmar Danko
Kritik, Vermittlung, Subversion
Kunstkritik in und durch Gesellschaftstheorien
Im Rahmen der Vortragsreihe „Kritik nach der Kritik“ an der Zürcher Hochschule der Künste fragten die Veranstalter nach den Aufgaben einer „kritischen Kunst-Vermittlungs-Praxis“ für die Gegenwart. Überlegungen dazu haben dabei nicht nur die Kunstkritiker selbst anzustellen, sondern Vertreter unterschiedlicher Disziplinen und verwandter Forschungsrichtungen, zu denen auch die Kunstsoziologie gehört. Im Folgenden wird auf die Künste und die Kunstkritik eingegangen, indem aus kunstsoziologischer Perspektive auf die Kunstkritik bei Gesellschaftstheoretikern fokussiert wird.
I. Theorie, Kommentar oder Kritik?
Was Kunstsoziologinnen und Kunstsoziologen machen, ist eine Frage, auf die es so viele unterschiedliche Antworten wie Forscher auf diesem Gebiet gibt. Auch etliche Jahrzehnte nach der ‚Gründung‘ der Kunstsoziologie werden immer noch das Feld, die Aufgabengebiete und Methoden abgesteckt. Dies wird gleich zu Beginn eingeräumt, weil im Folgenden behauptet wird, dass mindestens die Auseinandersetzung mit der Trias der Produktion, Vermittlung und Rezeption von Kunst zum zentralen Aufgabenbereich der Kunstsoziologie gehört (unter vielen anderen vgl. Gerhards 1997, Heinich 2001). Was alles noch dazukommt – und das ist nicht wenig – ist schon lange Gegenstand intensiver Diskussionen (vgl. Danko 2012). Dies muss man sich im Hinblick auf das hier interessierende Thema bewusst machen, mit dem nach den Möglichkeiten, nach Sinn und Zweck von Kunstkritik gefragt wird.
DIE KUNSTKRITIKER. Von wem ist Kunstkritik zu erfahren, wer betreibt sie? Wir sind es gewohnt, dass es Experten gibt, die sich kunstkritisch äußern, Experten, die selbst Teil des Kunstbetriebs sind. Kunsthistoriker, Kunstwissenschaftler, Fachjournalisten oder aber Akteure, die über andere Tätigkeiten in der Kunstwelt die Legitimation zur…