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Ausstellungen: Dresden · von Renate Puvogel · S. 218 - 219
Ausstellungen: Dresden , 2016

Renate Puvogel
Heiner Goebbels

»Die Provinz des Menschen«
Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kunsthalle im Lipsiusbau, 15.1. – 10.4.2016

Aus grenzenloser Dunkelheit taucht auf zwei entfernt voneinander angebrachten Monitoren die Gestalt eines Mannes auf. Diese beiden unterschiedlichen Szenen markieren Anfang und Ende einer 20minütigen Videoschau, in welcher ein Schauspieler nach der Aufführung das Theater verlässt, in ein Taxi steigt, auf dem restlichen Fußmarsch eine Flasche Wasser kauft und endlich die Tür seines Domizils aufschließt und hinter ihr verschwindet. Diese unspektakuläre Szenenfolge gerät unter der Regie des Komponisten und Theatermachers Heiner Goebbels (geb.1952) zu einem dramatischen Klangtheater. Aus Musik, Geräusch, Sprache, Bild, Licht und Bewegung hat er eine multimediale Videoinstallation geschaffen, die sich in 54 Filmsequenzen auf 27 Monitoren neben- und übereinander entfaltet.

Mehr und mehr Monitore leuchten auf, sie zeigen gleichzeitig und leicht versetzt den Mann davoneilend, man hört den Rhythmus seiner bewegten Schritte, mit denen er sicht- und hörbar Raum schafft. Auge und Ohr suchen vergeblich nach Halt angesichts der Geräusche und des zu- und abnehmenden Gewoges von Bildern verschiedener Stadtlandschaften. Bei anschwellendem Klang erreicht der Mann das Taxi, bis sich das Zuschlagen der Taxitüren zu einem dissonanten Lärm bündelt. Hier im Fond des Taxis, abgeschirmt sitzend im von Karosserie und Videomaske gleichsam verdoppelten Raum, sieht man den Schauspieler en face, wie er in französischer Sprache Sätze aus den Aufzeichnungen „Die Provinz des Menschen“ von Elias Canetti rezitiert. Vervielfältigt überlagern sich die Ausführungen fugisch, bleiben als nahezu unverständlich nur mehr Klang, ganz nach Goebbels Intention, keine Botschaften vermitteln zu wollen, sondern den Besucher seiner…



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