Thomas W. Kuhn
Stephen Shore
»Retrospektive«
C/O Berlin, 6.2. – 22.5.2016
Als anschauliche Fotogeschichte bezeichnet Jochen Stöckmann in seiner Rezension im Deutschlandradio Kultur die Retrospektive Stephen Shores in den Räumen von c/o Berlin. Eine zutreffende Umschreibung für ein Werk, das in fünf Jahrzehnten einige Wandlungen durchlaufen hat, wie die Fotografie selbst. Von Street Photography über Konzeptkunst und New Color Photography führt der Weg über 300 Fotos hinweg am Ende zu „Print on Demand“ und Instagramm. Eine Brückenfigur, wie Mirko Nowak im Magazin des Ausstellungshauses schreibt.
Christoph Schaden stellte ihn 2010 im NRW Forum als bedeutenden Einfluss der Düsseldorfer Fotoschule vor, der die Schüler Bernd Bechers an der Kunstakademie zu mehr als nur zur Farbe inspirierte. Und Jörg Häntzschel, von der SZ, betonte 2009 mit gutem Grund Stephen Shores Relevanz für Wolfgang Tillmans, dessen Werk nur wenig mit den Becher-Schülern gemeinsam hat. Die ursprünglich von Marta Dahó für die Fundación MAPFRE 2014 in Madrid kuratierte Ausstellung, die für Berlin gemeinsam mit Felix Hoffmann adaptiert wurde, beleuchtet die verschiedenen Werkphasen des Künstlers, die trotz Unmittelbarkeit und Klarheit ihrer visuellen Aussagen in sich äußerst vielschichtig sind.
Der Legendenbildung dienlich ist schon der frühe Erfolg, als er 1961 drei seiner Fotografien an Edward Steichen vom MoMA verkaufen konnte. Geschult an den Werken Walker Evans und Robert Franks bekam er mit 17 Zutritt in Andy Warhols Factory. Konzeptkunst folgt seiner selbstbewussten dokumentarischen Arbeit im Umfeld des Pop-Art-Künstlers, dessen Arbeitsweise ihn inspirierte. Er lotete die Wirkung der Kombination unterschiedlicher Aufnahmen eines Sujets aus, fotografierte im Halbstundenrhythmus einen Freund, porträtierte Vater…