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Ausstellungen: Saarbrücken · von Bernd Schulz · S. 269 - 270
Ausstellungen: Saarbrücken , 1985

Bernd Schulz
Heinz Zolper: Mut zur Konsequenz

Stadtgalerie Saarbrücken, 7.6.-31.8.1985

1975-76

Während Kunstmacher und Kritiker nach einer Periode konzeptuell bestimmter Kunst freudig erregt ausrufen: Mehr Bauch statt Kopf! bleibt Zolper der Erkenntnis der Avantgarde treu, daß nicht die ästhetische Geste den Fortschritt der Kunst ausmacht, sondern die Ernsthaftigkeit einer Idee, kurz gesagt die künstlerische Haltung. Mit den geistigen Mitteln der Theorie ist der Wirklichkeit nicht mehr zu begegnen. Andererseits wissen junge Künstler wie Zolper, daß Kunst seit Goya Revolte bedeutet, Negation der von Menschen gemachten Wirklichkeit. In einer durch und durch psychologisierten und durch Medien vermittelten Welt trägt das Vertrauen auf die verborgenen Kräfte des Subjektes nicht mehr. Das Unbewußte – erkannte schon Freud – produziert oft nur das Spiegelbild einer Welt, deren Motor die Verdrängung ist. Die Frage für den Künstler lautet demnach: Kann man in einer falsch zusammengesetzten Welt “richtige” Bilder malen? Der neue realistische Malstil, der Anfang der 70er Jahre in Mode war, kam für Zolper nicht in Frage (er hatte ihn bereits vor seiner akademischen Ausbildung praktiziert). Die tägliche Potenzierung des Absurden – vermittelt durch tausende von zynischen Botschaften der Massenmedien – läßt sich nicht in realistischen Bildern ausdrücken. Wie aber kann man in einer solchen Welt sinnvolle Bilder erfinden? Zolper versucht es auch außerhalb der Malerei mit dadaistisch anmutenden Konzepten. Er entwirft Konzepte für Selbstmordapparaturen und für einen Staubsauger, der dem Menschen alles, was er hinter sich läßt, wieder ins Gesicht blaßt. Lächerlichmachung der Wirklichkeit, gepaart mit einer gewissen Lebenslust, das ist es, was Zolpers exemplarische Haltung in…


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