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Essay · S. 220 - 225
Essay , 1986

Florian Rötzer
Humpeln, Stolpern oder Fallen – oder gibt es eine Postmoderne Malerei?

Einige Bemerkungen zu den Ansätzen einer Ästhetischen Theorie bei Jean-Francois Lyotard

“Die extreme Ästhetik muß auf jegliche Kritik verzichten und reines und unschönes Experiment sein. ” (Asger Jorn)

Wie die Fliegen stürzen die Philosophen derzeit auf die Kunst und vor allem auf die Malerei, jene nostalgische Spielart der Künste, deren Ende oder deren Auflösung in andere Gestaltungsformen die avantgardistische Moderne so häufig postuliert hatte. Fraglich ist nur, ob dieses neu erwachte Interesse nicht nur den eigenen Kadaver mit einem anderen vertauscht, da er noch ein wenig frischer riecht, denn die Kunst scheint (wieder einmal) für den philosophischen Diskurs zum Statthalter fehlender Fragen, verschwundener Antworten und einer durch die Fixierung auf Sprache bedingten Erfahrungsleere avanciert zu sein. Auch für die Philosophie ließe sich von einer “Zeit der Erschlaffung” sprechen, die der Philosoph Jean-Francois Lyotard – sich den Künsten zuwendend – für den Zustand postavantgardistischer Bildnerei in der Geste der Beliebigkeit oder des suchenden Eklektizismus diagnostizierte. Das plurale, durch kein allgemein verbindliches Urteil mehr in den (Be)Griff einspannbare Erscheinungsbild der Malerei provoziert die Philosophie, die sich mehr und mehr der Zeitdiagnose zuwendet und in dem Wuchern der Sprachspiele und Erkenntnisformen auf deren inkompatible Heterogenität stößt. Auch wenn mit hohem ideologischem Aufwand und einer gehörigen Portion an Ideenpolitik heute die Kontroverse Moderne-Postmoderne hochstilisiert wird, um noch einmal eine Standpunktphilosophie altmoderner Art zu betreiben – sei sie latent avantgardistisch in den Post- und Transversionen, die in der Proklamation von diversen Enden Neues herausdämmen sehen,…


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