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Ausstellungen: Wien · S. 236 - 237
Ausstellungen: Wien , 1986

Helmut Draxler
Wienfluß

Wiener Sezession
Am Steinhof – Theaterbau, 13./14. Mai – 29. Juni 1986

Wienbilder, dem Blick von außen entlockt, waren das Ziel des Ausstellungsprojektes »Wienfluß 1986«. Nicht um importierte Fertigware ging es also, sondern um »work in progress«. Darin spiegelt sich das Situationistische heutiger Kunstauffassung: der Künstler arbeitet nicht, er reagiert, bricht prismatisch die Lichter der Außenwelt, er bringt sich selbst dort ein, wo alles andere auch ohne ihn vorhanden wäre.

14 international renommierte Künstler waren eingeladen, verbrachten mehr oder weniger viel Zeit in Wien und realisierten hier ihre Projekte. Auf zwei Ausstellungsorte verteilt, waren diese dann zu sehen: in der frischrenovierten Sezession (unter der der Wienfluß plätschert, daher der Name), und im Theaterbau am Steinhof, einer psychiatrischen Anstalt, die ihrer Otto-Wagner-Kirche wegen auch kunsthistorisch berühmt ist. Das Konzept stammte vom Wiener Galeristen Hubert Winter, als Kommissär trat der Linzer Museumsdirektor Peter Baum auf. Die recht undogmatischen, unterschiedlichsten Formulierungen zugänglichen ästhetischen Vorstellungen der beiden prägten auch die Schau.

Thematisch erschloß sich keinem der Künstler anderes, als nicht ohnehin längst vom Blick von innen erfaßt wäre: in den Auffassungsweisen wurde allerdings überdeutlich, wie fremd sich Wien und die Moderne immer noch sind. Freud, Loos und Wittgenstein schwebten zwar im Raum, aber keiner malte wie Klimt, sprach wie Musil oder rezitierte wie Schönberg. Die aktuellen Wien-Euphorien von Venedig, Paris und New York schlössen Gott sei dank wohl jede innere Aneignung aus.

Dennoch läßt sich nicht behaupten, daß die Ausstellung dort am besten wäre, wo sie sich am weitesten von ihrem Thema wegbewegt. Jannis Kounellis und…


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