Ich bin so etwas wie ein Relikt aus vergangener Zeit
Michael Werner im Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks
Michael Werner, 1939 geboren, gilt als einer der bedeutendsten Kunsthändler weltweit. Für seine Leistungen als Kunstvermittler, der die deutschen Künstler Baselitz, A.R. Penck, Markus Lüpertz, Per Kirkeby, Jörg Immendorff, Antonius Höckelmann und Sigmar Polke durchboxte, erhielt er 2011 den Art-Cologne-Preis. 2012 vermachte Werner dem Musée d’art moderne de la Ville de Paris 127 Objekte. Seine langsame, aber steile Karriere begann er 1958 als Adlatus beim Kunsthändler Rudolf Springer in Berlin. 1963 hatte er in der mit Benjamin Katz gegründeten „Galerie Katz und Werner“ eine Ausstellung mit Werken von Georg Baselitz, mit der er sowohl den Künstler als auch sich bekannt machte. Es heißt sogar, er habe dafür gesorgt, dass die Baselitz’ Bilder „Die große Nacht im Eimer“ und „Der nackte Mann“ von der Presse so skandalisiert wurden, dass die Staatsanwaltschaft anrückte und die Werke vorübergehend beschlagnahmte. Später betrieb er eine Zimmergalerie, deren erster Kunde Johannes Gachnang war. Sein Umzug nach Köln erfolgte 1969. Musste er anfänglich mit wenigen Umsätzen durchhalten, gelang es ihm, durch hartnäckiges Insistieren auf seine Künstler deren Bedeutung auf dem Kunstmarkt zu erzielen. Der ganz große Erfolg kam mit der Internationalisierung seiner Kontakte mit den New Yorker Galerien Ileana Sonnabend, Pace Gallery, Xavier Fourcade sowie Marian Goodman und mit der Beteiligung an der Galerie seiner späteren Lebenspartnerin Mary Boone, die er 1984 heiratete. Im Gespräch mit unserem Autor Heinz-Norbert Jocks beklagt er den Neuen Provinzialismus in Berlin.
Heinz-Norbert Jocks: Sie sagten mir…