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Ausstellungen: München · von Cornelia Gockel · S. 384 - 385
Ausstellungen: München , 2011

Cornelia Gockel
Isaac Julien

»Ten Thousand Waves«
Museum Brandhorst, München, ab 30.3.2011

Die Göttin Mazu hat ein sorgenvolles Gesicht. Wird sie ihre Aufgabe, in Not geratene Seeleute zu retten, auch erfüllen können? Düstere, graue Wellenberge türmen sich auf in der stürmischen See. Kein Horizont in Sicht, nirgendwo.

Die Legende um die chinesische Schutzgöttin spannt sich wie ein roter Faden durch Isaac Juliens grandiose 55-minutige Video-Installation „Ten Thousand Waves“. Auf neun locker im Raum verteilten, transparenten Projektionsflächen entfaltet er ein bildgewaltiges Epos. Gespielt wird Mazu von der Schauspielerin Maggie Cheung, aber ihre Erscheinung hat Julien den traditionellen Darstellungen auf chinesischen Zeichnungen nachempfunden. Wie eine Marionette an Fäden schwebt sie in ihrem weißen Gewand durch Raum und Zeit.

Julien wurde 1960 als Sohn kreolischer Einwanderer in London geboren. Die Auseinandersetzung mit den politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Folgen des Kolonialismus hat er in seinen Filmen immer wieder thematisiert. Dass er sich in „Ten Thousand Waves“ nun mit der Geschichte Chinas beschäftigt, ist nur auf den ersten Blick überraschend. Ausgangspunkt für seine Recherche war die Tragödie in der Morecambe Bay im Nordwesten Englands. Illegale chinesische Einwanderer aus der Provinz Fujian hatten dort als Muschelsammler auf einer Sandbank gearbeitet und waren in den Fluten ums Leben gekommen. Nur einer von 23 Arbeitern konnte gerettet werden. Tief berührt von der Tragödie bat er die Dichterin Wang Ping, die im selben Jahr wie er an der University Pittsburgh lehrte, ein Gedicht über die Ereignisse zu verfassen. In „Ten Thousand Waves“ werden lange Passagen daraus zitiert.

Für seinen Film verwendet Julien…



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