Hans-Dieter Fronz
Peter Friedl – Working
Kunsthalle Basel, 18.1.- 30.3.2008
Ján Mancuška
»only those wild species that appeal to people will survive
Kunsthalle Basel, 18.1.- 6.4.2008
Sprache als Mittel und Medium von Kunst – das kennen wir schon: vom Happening, der Concept Art oder Künstlern wie Jenny Holzer. Aber ein ganzes Buch als Kunst? Peter Friedls Rauminstallation “Working at Copan / Trabalhando no Copan” in der Kunsthalle Basel bietet in Form ungeschnittener Druckbögen den vollständigen Inhalt seiner jüngsten Buchpublikation gleichen Titels: zwanzig Interviews, die Friedl mit Angestellten des Edifício Copan in Sao Paulo über ihre Arbeit geführt hat. Das von Oscar Niemeyer entworfene größte Wohngebäude Lateinamerikas ist eine Ikone der Architekturmoderne.
Im Oberlichtsaal der Kunsthalle hat Friedl die Druckfahnen zu dem Buch in penibler Ordnung an eine durch den Raum mäandernde Wand gepinnt, in der sich Niemeyers kurvenverliebte Architektur im allgemeinen und die des Edifício Copan im besonderen spiegelt. Wer des Englischen oder Portugiesischen mächtig ist – in diesen Sprachen wurden die Interviews geführt -, kann in den Bögen lesen. Doch niemand wird den Buchinhalt auf diese Weise vollständig rezipieren – zumal die Hälfte des Textes infolge der Anordnung auf den Druckbögen Kopf steht. Insofern sind die ausgestellten Fahnen eine Art Statthalter des gebundenen Buchs. Folglich wäre dieses das eigentliche Kunstwerk – auch wenn die Rauminstallation mit Druckbögen zugleich mehr ist als ein bloßer bildlicher Verweis auf das Buch. Zitiert sie doch bereits in der geometrisch-regelmäßigen Abfolge der durch leere Ränder getrennten Textblöcke der Fahnen die Rasterstruktur des Gebäudes selbst, das der Arbeitsplatz der Interviewten…