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Ausstellungen: Stuttgart · S. 279 - 279
Ausstellungen: Stuttgart , 1986

Anne Krauter
Kuno Gonschior

Galerie Edith Wahland, Stuttgart, 28.1.-1.3.1986

Wenn Yves Klein das Blau gepachtet hat, Heinz Mack das Licht und Otto Piene die Rauchschwaden, dann, so könnte man fortsetzen, kommt Kuno Gonschior dasjenige Stück des Anfang der Sechziger aufzuteilenden Kuchens zu, das Farbwirkung und -Veränderung heißt. Angesichts der Tatsache, daß es noch einige andere Anwärter darauf gibt, trifft Pienes »gentleman-agreement«, mit dem er und Klein übereinkamen, sich trotz mancher Verwandtschaft künstlerisch nicht zu stören, bei genauer Betrachtung auf Gonschior und vergleichbare Künstler, darunter Gotthart Graubner und Rupprecht Geiger, in derselben Weise zu. Während der eine die Wirkung seiner gespritzten Bilder aus der Atomisierung des leuchtendroten Pigments gewinnt, und für den anderen der gesteuerte Zufall eine große Rolle spielt, untersucht Gonschior mit äußester Konsequenz Farbkontraste und deren Wirkung auf das menschliche Auge und Empfinden. Ohne sich strikten Regeln diverser Farblehren zu veräußern, arbeitet er mit Simultan-, Komplementär- und anderen Kontrasten als Erfahrungswert der Malerei. Keilrahmen, Wand oder Fußboden treten dabei in ihrer Bedeutung als Bildträger zurück; das Malmittel selbst übernimmt die Rolle des Mediums. In Form von Tupfen und Tropfen, bei den neuen Bildern als kurze Pinselstriche, bleibt es durch immer dieselbe Größe und ungerichtete Reihung zunächst neutral. Eine Differenzierung, vielleicht auch Manipulation der Farbe entsteht erst durch unterschiedliche Dicke und Qualität der Farbe. Vermittelt über den subjektiven Eindruck impliziert das Farberlebnis Vibrationen des Farbraums und Irritation der Sehgewohnheiten. Der Augenschein vollendet das vom Künstler begonnene Bild im Rezeptionsvorgang. Erst bei längerer Betrachtung gibt die »allover«-Struktur Teile ihres Ganzen preis, kann der…


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