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Ausstellungen: Edinburgh · von Johannes Lothar Schröder · S. 406 - 406
Ausstellungen: Edinburgh , 1995

Johannes Lothar Schröder
Marina Abramovic

Fruitmarket Gallery, Edinburgh, 29.7. – 9.9.1995

Maschinengewehrfeuer von allen Seiten, ohrenzerreißendes Peitschen von Geschoßgarben treibt einen durch einen engen, grell ausgeleuchteten, weißen Korridor in einen Saal mit Objekten, die zur Meditation einladen. Dieses Wechselbad läßt unweigerlich an Krieg denken und an das Privileg, das man abseits des Infernos genießt.

Der Übergang vom Foyer in die Ausstellung ist die Rekonstruktion der Klanginstallation “War”, die Marina Abramovic 1972 für das Museum der Gegenwartskunst in Belgrad schuf und heute neue Aktualität erlangt hat. Angriffe auf Sinne und Körper bestimmten auch ihre in den folgenden Jahren zwischen 1973 und 1975 aufgeführten Performances wie “The Lips of Thomas” und “Art must be beautiful, Artists must be beautiful” sowie die Serien “Rhythm” und “Free-ing”. Fotos/Text-Tableaus oder Videos geben eine Vorstellung davon. Der Hauptteil der Ausstellung gilt jedoch den seit 1989 entstandenen Transitional Objects (Objekte des Übergangs). Sie bestehen aus Mineralien, die mit Eisen-, Kupfer- oder Holzkonstruktionen verbunden oder gefaßt sind. Teilweise wurden die Mineralien in Stühle, Tische oder Liegen eingebaut, oder es entstanden Möbel, die, wie “Chair for Departure for Man and His Spirit” oder “Aphrodite’s Bed”, den Menschen entrückt sind.

Ein Ensemble aus der Reihe der mineralischen Installationen heißt “Verwundeter Goede”. Eine eineinhalb Meter lange, an einem Ende aufgebrochene Amethystknolle (Goede) liegt auf einem Eisentisch, an dessen Kopfenden je ein passender Eisenstuhl steht. Der während des Transports aus einer brasilianischen Mine nach Europa zerbrochene Goede steht für den verletzten Planeten, der aufgebrochen wird, um seine Schätze für uns preiszugeben. Zweifellos ist die Form des…


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von Johannes Lothar Schröder

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