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Nachrichtenforum · von Jürgen Raap · S. 14 - 39
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MUSEEN

Die Kunstdatenbank ArtFacts.net listete die 100 international wichtigsten Kunstinstitutionen auf. Wichtigstes Institut ist das MUSEUM OF MODERN ART (MOMA) New York, gefolgt von der Biennale von Venedig auf Platz 2 und dem Pariser Centre Pompidou auf Platz 3. Es folgt auf Platz 4 das ZKM | KARLSRUHE, und von den österreichischen Instituten ist das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig (MUMOK) Wien auch sehr weit vorne auf Platz 7 notiert. Doch nicht nur Museen in den großen Metropolen führen die Rankingliste an: das Marta Herford nimmt Platz 29 ein, noch vor dem Stedelijk Museum Amsterdam und den Hamburger Deichtorhallen.

Martin Gropius, ein Großonkel des Bau-haus-Gründers Walter Gropius, errichtete von 1887 bis 1881 ein Gebäude für das Berliner Kunstgewerbemuseum. Als MARTIN GROPIUS-BAU dient es heute als Ausstellungshaus in der Trägerschaft der Berliner Festspiele. Intendantin Stephanie Rosenthal ließ das Gebäude neu gestalten, um es „zu öffnen und die Räume in ihrer ursprünglichen lichtdurchfluteten Form wieder sichtbar zu machen“. Nun ist der Lichthof mit einer neuen Auftragsarbeit von Chiharu Shiota öffentlich, d. h. eintrittsfrei zugänglich. Zudem öffneten auch das „Restaurant Beba“ und die umgestaltete Buchhandlung Walther König. Die aktuelle Ausstellung „And Berlin Will Always Need You. Kunst, Handwerk und Konzept Made in Berlin“ läuft bis zum 16. Juni 2019.

„Der gute Ruf hat einen leichten Knacks“, befand die Lokalzeitung „Wolfsburger Nachrichten“ über das aktuelle Image des KUNSTMUSEUM WOLFSBURG. Der Museumsdirektor Ralf Beil musste gehen (s. hierzu das Interview von Michael Stoeber mit Ralf Beil in KUNSTFORUM Bd. 259, S. 326). Im Zentrum der Spekulationen über Beils Kündigung stand der Vorwurf im Raum, dass sich die für Herbst 2019 geplante Ausstellung „Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters“ „für die Kunststiftung Volkswagen als Träger des Wolfsburger Kunstmuseums möglicherweise zu kritisch mit dem Verbrennungsmotor auseinandersetzten sollte.“ Als jetzt der neue Museumsdirektor Andreas Beitin in Wolfsburg offiziell vorgestellt wurde, kündigte Museumsgeschäftsführer Otmar Böhmer an, die „Oil“-Ausstellung werde „im Zuge des Wechsels“ in der Museumsleitung „verschoben“, avisiert wird nun ein Termin 2020. Als Alternative zeigt der neue Direktor Beitin nun eine Ausstellung des südafrikanischen Künstlers Robin Rhode.

Die ETHIKKOMMISSION DES MUSE-UMS TATE LONDON beschloss, keine Zuwendungen der THE DR MORTIMER AND THERESA SACKLER FOUNDA-TION mehr anzunehmen. Zuvor hatten bereits die National Portrait Gallery auf eine Schenkung durch die Stiftung verzichtet und die South London Gallery eine Preisvergabe in Höhe von 125.000 Pfund abgelehnt. Die Fotografin Nan Goldin hatte im Februar 2019 eine Protestaktion gegen die Stiftung im New Yorker Guggenheim Museum initiiert. Mortimer David Sackler (1916 – 2010) war Mitinhaber des Unternehmens Purdue Pharma, das das Opioid Oxycontin als „Blockbuster Medika ment“ mit teilweise recht aggressivem Marketing vertrieb – als „Blockbuster“ bezeichnet man Pharmaprodukte, mit denen man pro Jahr mehr als eine Milliarde Dollar an Umsatz erwirtschaftet. Kritiker werfen den Sacklers vor, auf die Suchtgefahr nicht ausreichend hingewiesen zu haben; bereits 2007 wurden drei Manager des Unternehmens zu 634 Mill. Dollar Strafe verurteilt. Laut US-Drug Enforcement Administration (DEA) starben im Jahr 2016 rund 64.000 Amerikaner an einer Überdosis von Schmerzmitteln. Die Witwer Theresa Sackler und die Stiftung gründeten 2013 in der Nähe der Serpentine Gallery in den Londoner Kensington Gardens die Serpentine Sackler Gallery.

1987 eröffnete der Kunstsammler Karl-Heinrich Müller (1936 – 2007) auf einer Insel in der Erftaue bei Neuss-Holzheim die MUSEUMSINSEL HOMBROICH. Dafür hatte der Düsseldorfer Bildhauer Erwin Heerich (1922 – 2004) zehn „begehbare skulpturale Architekturen“ als Ausstellungsräume entworfen; der Landschaftsarchitekt Bernhard Korte gestaltete den Park und Gotthard Graubner lieferte ein Ausstellungskonzept, das Kunst aus Europa und Asien in einen Dialog treten lässt und auf jegliche Ausschilderung konsequent verzichtet. Träger ist heute die Stiftung Insel Hombroich, die außerdem noch über „die Raketenstation Hombroich und das Kirkeby-Feld“ verfügt. „Der Kulturraum Hombroich umfasst eine Gesamtfläche von über sechzig Hektar.“ Ab dem Frühjahr 2019 wird das Insel-Areal bis 2022 schrittweise saniert. Das Ausstellungsgebäude „Labyrinth“ ist deswegen schon geschlossen; „nachfolgend“ wird dann auch das „Zwölf Räume-Haus“ renoviert. Anschließend soll dann auch das Atelierhaus von Gotthard Graubner (1930 – 2013) erneuert werden. Die Kosten von 15,3 Mill. Euro teilen sich die Stiftung (1,8 Mill. Euro), der Bund und das Land NRW (je 6,5 Mill. Euro) sowie die Mäzenin Susanne Klatten (0,5 Mill. Euro).

Ab April 2019 richtet die TATE BRITAIN ihre Sammlungspräsentation anders aus als bisher und zeigt ein Jahr lang in der Abteilung mit Kunst nach 1969 nur noch KUNST VON FRAUEN. Ausgewählt wurden dafür 60 Werke von 30 Künst lerinnen, darunter Bridget Riley, Rachel Whiteread und Sarah Lucas. Des Weiteren sind auch Einzelausstellungen Künstlerinnen wie Dora Maar oder Dorothea Tanning gewidmet.

1929 nahm der GASOMETER OBER-HAUSEN seinen Betrieb auf; bis 1988 war dies mit 117 m Höhe Europas größter Scheibengasbehälter. Nach der Stilllegung verzichtete man wegen der hohen Kosten auf einen Abriss; außerdem setzten sich Denkmalschützer für den Erhalt ein. 1992 kaufte die Stadt Oberhausen den Gasometer für Ausstellungszwecke an. Wegen starker Korrosionsschäden steht 2020 eine Komplettsanierung an. Zum DOPPELTEN JUBILÄUM – DEM 90jährigen Bestehen und den 25 Jahren Nutzung als Ausstellungshalle gibt die Gasometer Oberhausen GmbH nun einen Dokumentationsband heraus. Die aktuelle Ausstellung „Der Berg ruft“ läuft noch bis zum 27. Oktober 2019.

Wie sollte man in unseren Tagen mit jener Kunst umgehen, die in der Epoche der DDR zwischen 1949 und 1989 entstand? 2017 löste der Kulturwissenschaftler Paul Kaiser in Dresden darüber einen Streit aus, als der in der „Sächsischen Zeitung“ die Staatlichen Kunstsammlungen und das Dresdner Albertinum angriff: der „westdeutsch dominierte Kunstbetrieb“ grenze die Ost-Künstler aus. Nun unternimmt zum Jubiläumsjahr der Wende in der DDR vor 30 Jahren das MUSEUM DER BILDEN-DEN KÜNSTE LEIPZIG einen neuen Anlauf. Für den Sommer 2019 ist eine Ausstellung mit 130 Werken von 60 Künstlern geplant, die „in der DDR in unterschiedlichen Schulen, Milieus und Szenen wirkten – von den 1980er Jahren über den Mauerfall bis zur Neudefinition künstlerischen Schaffens danach …“

Das innovative Kinder-Vermittlungsformat Space for Kids der KUNSTHALLE WIEN wird im April 2019 fortgesetzt. „Unter dem Titel Wenn Roboter träumen verwandelt sich die KUNSTHALLE WIEN Museumsquartier diesmal für eine Reihe von Workshops in ein Filmstudio. In extra gebauten Filmsets entwickeln die Kinder ihre eigenen Erzählungen und drehen mit Kamera, Stativ und Licht eigene Kurzfilme. Die Ergebnisse der Workshops werden dann während der Laufzeit in der Ausstellung und danach auf der Website der Kunsthalle Wien präsentiert.“

KULTURPOLITIK

Die Kulturminister der Länder, Vertreter des Bundes und der kommunalen Spitzenverbände einigten sich auf ein Papier mit dem Namen „Erste Eckpunkte“ zum UMGANG MIT KULTURGÜTERN AUS DEN EHE-MALIGEN KOLONIEN. In der Präambel heißt es dazu: „Deutschland erkennt die Bedeutung von Kulturgütern für die kulturelle Identität der Herkunftsstaaten und den betroffenen Zivilgesellschaften an.“ Bei der Rückgabe an die Herkunftsländer haben menschliche Überreste Vorrang, ebenso Objekte, die durch die seinerzeitige Kolonialherrschaft nach Deutschland verbracht wurden. Das gilt für Gegenstände, deren Aneignung in einer Weise erfolgte, die juristisch wie ethisch heute nicht mehr vertretbar ist. Deutsche Museen sollen ihren Bestand selbständig überprüfen, welche Exponate für eine Rückgabe in Frage kommen. Geplant ist außerdem eine enge Kooperation mit Fachleuten aus den Herkunftsländern, Deutschlands und Europas.

Für den 24. Mai 2019 ist in Berlin eine geführte Fahrradtour vom THÄLMANN-PARK im Stadtteil Prenzlauer Berg zum Platz der Vereinten Nationen im Bezirk Friedrichshain geplant. Die Exkursion hat einen kulturpolitischen Hintergrund, denn es geht um den Umgang der Berliner mit ihren Denkmälern. Urte Evert, Museumsleiterin der Spandauer Zitadelle, fragt provokativ: „Nimmt uns Pankow die Stelen des Thälmann-Denkmals wieder weg?!“ Diese Granit-Stelen standen einst in dem Park, jetzt sind sie in der Zitadelle eingelagert. Das eigentliche Standbild, ein 13 m hohes Standbild aus Bronze des sowjetischen Bildhauers Lew Kerbel (1981 / 86) steht noch in Prenzlauer Berg und soll 2020 für 150.000 Euro restauriert werden, doch der FDP-Politiker Stefan Förster würde auch den Thälmann-Kopf am liebsten in der Zitadelle einlagern. Dort wird schon der Lenin-Kopf aufbewahrt, der bis 1991 Teil des Denkmals in Friedrichshain war, dem Endpunkt der Fahrrad-Tour. Das Landesdenkmalamt indessen würde die Stelen gerne wieder an ihrem alten Platz aufstellen – das Pikante daran ist jedoch ein Erich Honecker-Zitat auf einem der Blöcke, mit dem der einstige SED-Chef sich selbst ein Denkmal setzen wollte. Unmittelbar nach der Wende 1989 / 90 war derlei DDR-Propaganda in Berlins Straßenbild verpönt, doch 30 Jahre später plädiert man im Landesdenkmalamt für die Wiederaufstellung „aus denkmalpflegerischer Sicht“, während man hingegen im Bezirk Pankow die Stelen doch lieber in der Zitadelle lassen will.

Im Rechtsstreit zwischen der Künstlerin Nathalie Braun Barends und der Kunsthalle Mannheim fällte der BUNDESGE-RICHTSHOF (BGH) ein Grundsatzurteil.

Die Künstlerin hatte geklagt, weil bei einem umfassenden Um- und Neubau der Kunsthalle ZWEI INSTALLATIONEN VON IHR ENTFERNT und damit vernichtet wurden. Das Gericht betonte, zwar schütze das Urheberrecht einen Künstler vor Verfälschung (Entstellungsverbot) oder Vernichtung seiner Werke, aber bei Bauvorhaben könnten dennoch „Interessen des Eigentümers“ diesem Schutzanspruch entgegen stehen. In einem solchen Fall der Rechtsgüterabwägung gingen dann die Interessen des Bauherrn an einer Neugestaltung vor (Az. I ZR 98 / 17 u. a.). Ob der Künstlerin indessen noch eine restliche Vergütung in Höhe von 66.000 Euro zusteht, muss nun vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe neu verhandelt werden.

Eine Million Unterschriften will eine Initiative in Griechenland „BRING THEM BACK“ via Internet sammeln, um eine Klage beim EUROPÄISCHEN GERICHTSHOF einzureichen mit dem Ziel, dass das BRITISH MUSEUM in London das PARTHENON-FRIES an Griechenland zurückgeben müsse. Doch Museumsdirektor Hartwig Fischer machte bereits deutlich, er werde den Marmor-Fries noch nicht einmal als Leihgabe an Griechenland herausgeben, denn sein Museum verleihe nur Werke an Institute, welche die Eigentumsrechte des British Museums anerkennen würden. Schon zu den Olympischen Spielen 2004 in Athen hatte das Museum eine Leihgabe verweigert. Der Parthenon-Tempel ist der zentrale Bau auf der Athener Akropolis; die Dekoration mit Marmor-Friesen brachte der Earl of Elgin (1766 –1841) im Jahre 1801 nach London. Griechenland gehörte damals zum Osmanischen Reich, und als Botschafter am Hof des Sultans führte Elgin archäologische Ausgrabungen durch. Mit den Fundstücken schmückte er sein Landhaus in Schottland – was damals schon illegal war; denn die Grabungslizenz erlaubte ihm nur die Anfertigung von Abgüssen. Dennoch schaffte Lord Elgin auch die Par-thenon-Friese außer Landes und verkaufte sie 1814 für 35.000 Pfund an das Britische Museum. Dafür wurde er schon von seinem Zeitgenossen, dem Dichter Lord Byron (1788 –1824) als „Kulturbarbar“ gescholten. Die Athener Regierung fordert schon seit 1982 die Rückgabe der Friese und will sie in dem 2009 eingeweihten Museum unterhalb der Akropolis ausstellen.

HOCHSCHULEN

SUSANNE PFEFFER unterrichtet als Honorarprofessorin im Fachbereich Kunst an der HOCHSCHULE FÜR GESTAL-TUNG (HFG) IN OFFENBACH. Im Hauptberuf ist sie Direktorin des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt. Ihre Lehrtätigkeit konzentriert sich auf die Vermittlung von Strategien des Kuratierens, Konzipierens, Vernetzens, Ausstellens und Realisierens von Kunstprojekten.

LEONIE BAUMANN trat am 1. April 2019 ihre dritte Amtszeit als Leiterin der WEISSEN SEE KUNSTHOCHSCHULE BERLIN an. Dort ist sie seit 2011 Rek torin. Zum Leitungsteam gehören auch die für weitere zwei Jahre wieder gewählte Prorektorin Prof. Christiane Sauer und ihr Kollege Prof. Jörg Petruschat und der Kanzler Hinnerk Gölnitz. „In ihrer kommenden Amtszeit wird sich Leonie Baumann vordringlich für die dringend benötigte Erweiterung des Campus-Geländes einsetzen, um die international anerkannte Ausbildung an der weißensee kunsthochschule berlin abzusichern und weiter entwickeln zu können.“

Anlässlich der Verabschiedung der beiden Professorinnen MARJETICA POTRČ UND JULIA LOHMANN im Studienschwerpunkt Design der HFBK HAMBURG veranstaltet die Hochschule am 6. Juni 2019 ein Symposion zum Thema „HOW SOCIAL IS SOCIAL DESIGN?“ Ist ein solches Design der „Versuch, eine bessere Gesellschaft zu gestalten, oder wird es als „social washing“ am Ende doch nur für ökonomische Interessen instrumentalisiert?“ Es referieren Friedrich von Borries, Anke Haarmann, Daniel Feige, Emiliano Gandolfi, Guy Julier, Jeanne van Heeswijk sowie Jesko Fezer.

Grundlagenforschung habe wertneutral zu sein; ein Verwertungsinteresse setze erst bei der nachträglichen technologischen Umsetzung der Forschungsergebnisse ein. Dieser Grundsatz einer positivistischen Wissenschaftstheorie bestimmte schon seit dem Zeitalter der Aufklärung das Selbstverständnis der Akademien – auch das Verständnis von Freiheit der Lehre und Forschung. Bislang galt dies auch für die UNGARISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN (Magyar Tudományos Akadémia), die 1825 in Pressburg / Bratislava gegründet wurde, seit 1865 ihren Sitz in Budapest hat und bis heute 42 Nobelpreisträger hervorgebracht hat. Doch geht es nach dem Ministerpräsidenten Viktor Orbán und dem Innovationsminister László Palkovics, dann verwaltet nun ab 2019 die Akademie ihren Etat nicht mehr autonom, sondern stattdessen das Innovationsministerium: Institute der Akademie sollen sich künftig um Forschungsprojekte bewerben wie in der freien Wirtschaft, und in diesem Wettbewerb konkurrieren sie dann mit anderen Universitäten. Die von Orbán ungeliebten Geisteswissenschaften und die Grundlagenforschung könnten dann leer ausgehen, fürchten Kritiker dieses Modells: Es ginge nämlich nicht nur um „mehr Effizienz“, sondern vor allem auch darum, unbotmäßige Wissenschaftler aus dem Forschungsbetrieb zu drängen. „Spiegel online“ beklagt, die administrative und ideologische Kontrolle des Bildungswesens und der Kultureinrichtungen durch die rechtspopulistische Regierung habe bereits „zu einem bedrückenden Klima im Land geführt“. Gegen das neue Budgetgesetz und gegen die Wissenschaftspolitik der Regierung protestierten unlängst 1.500 Demonstranten mit einer Menschenkette rund um das Akademiegebäude. Auch der Europäische Akademiebund ALLEA forderte die ungarische Regierung auf, die Autonomie der Institution zu wahren.

BIENNALEN

„May You Live in Interesting Times“ lautet der Titel der HAUPTAUSSTELLUNG AUF DER BIENNALE VON VENEDIG 2019 (11. Mai bis 24. November 2019). Zur Teilnahme hat der Kurator Ralph Rugoff 83 Künstler*innen eingeladen; darunter 16 aus den USA, die damit am meisten beteiligt sind. Der jüngste Teilnehmer ist Augustus Serapinas aus Litauen (Jahrgang 1990), der älteste Jimmie Durham (Jahrgang 1940), ein US-Amerikaner, der heute in Berlin lebt.

Die übrigen Namen auf der Teilnehmerliste sind: Alexandra Bircken, Rosemarie Trockel, Carol Bove, Christoph Büchel, Ulrike Müller, Lawrence Abu Hamdan, Njideka Akunyili Crosby, Halil Altındere, Michael Armitage, Korakrit Arunanondchai, Alex Gvojic, Ed Atkins, Tarek Atoui, Darren Bader, Nairy Baghramian, Neïl Beloufa, Ludovica Carbotta, Nicole Eisenman, Antoine Catala, Jesse Darling, Alex da Corte, Ian Cheng, George Condo, Stan Douglas, Haris Epaminonda, Lara Favaretto, Cyprien Gaillard, Gauri Gill, Dominique Gonzalez-Foerster, Otobong Nkanga, Shilpa Gupta, Soham Gupta, Martine Gutierrez, Rula Halawani, Anthea Hamilton, Jeppe Hein, Anthony Hernandez, Ryoji Ikeda, Arthur Jafa, Cameron Jamie, Kahlil Joseph, Zhanna Kadyrova, Suki Seokyeong Kang, Mari Katayama, Teresa Margolles, Andreas Lolis, Christian Marclay, Lee Bul, Liu Wei, Maria Loboda, Nabuqi, Julie Mehretu, Ad Minoliti, Jean-Luc Moulène, Zanele Muholi, Jill Mulleady, Khyentse Norbu, Frida Orupabo, Jon Rafman, Gabriel Rico, Handiwirman Saputra, Tomás Saraceno, Augustas Serapinas, Avery Singer, Slavs and Tatars, Michael E. Smith, Hito Steyerl, Tavares Strachan, Sun Yuan, Henry Taylor, Kaari Upson, Andra Ursuţa, Danh Vo, Kemang Wa Lehulere, Apichatpong Weerasethakul, Tsuyoshi Hisakado, Margaret Wertheim / Christine Wertheim, Anicka Yi sowie Yin Xiuzhen und Yu Ji

Erstmals wird es als Teil der Biennale in Venedig ein Sonderprogramm von LIVE-PERFORMANCES geben: Co-produziert von der Biennale von Venedig und der Londoner non-profit Organisation Delfina Foundation, bietet das Programm mit dem Titel „Meetings on Art“ die Möglichkeit, auch weniger bekannte Namen zu zeigen, als in der Hauptausstellung. Das Performance-Programm ergänzt die Hauptausstellung mit 14 Beiträgen, die Bewegung im Raum, Musik und bildende Kunst zusammenführen. Das von Ralph Rugoff und Aaron Cezar, Direktor der Delfina Foundation, entwickelte Programm ist während der Preview-Tage im Mai und dem letzten Wochenende im November zu sehen (eine längere Laufzeit war, so Rugoff, aus Kostengründen nicht zu stemmen). Ein wichtiges Thema der Werke wird Identitätsstiftung und -politik sein, betrachtet durch Konzepte von Nationalität, Gender und Intersektionalität. Teilnehmende Künstler*innen sind u.a. Alex Baczynski-Jenkins, boychild, Paul Maheke & Nkisi, Nástio Mosquito, Florence Peake & Eve Stainton, Victoria Sin und Zadie Xa. Am letzten Wochenende finden dann längere Events und Performances von Cooking Sections, Vivian Caccuri, Vivien Sansour und Bo Zheng statt. Fest eingeplante Aufführungen werden im Teatro Piccolo Arsenale abgehalten, darüber hinaus werden sich die Performances aber ausweiten in die umgebenden Bereiche der Biennale und dort auch unangekündigt auftauchen. www.labiennale.org

Jane Panetta (associate curator) und Rujeko Hockley (assistant curator) zeichnen für das Programm der diesjährigen WHITNEY BIENNALE verantwortlich (17.05. – 22.09. 2019). Mit dem Gründungsdatum 1932 ist sie eine der ältesten Biennalen, die zunächst jährlich mit zumeist jüngeren Künstlern im Whitney Museum of American Art in New York durchgeführt wurde, und heute dort alle zwei Jahre stattfindet. 2017 wurde sie erstmals im neuen Musuemsgebäude von Renzo Piano abgehalten, und sie war mit Beginn der Präsidentschaft Donald Trumps bewusst politisch-kritisch angelegt, die aktuelle Zeitstimmung in den USA und ähnlicher Entwicklungen in anderen Regionen reflektierend. www. whitney.org

Die erste OSLO BIENNIALE wird vom 1. bis zum 31. Mai 2019 ausgerichtet. Eva González-Sancho und Per Gunnar Eeg-Tverbakk kuratieren ein Programm mit Kunst im öffentlichen Raum. Im Vorfeld der Biennale förderte die Stadt Oslo 60 Künstlerateliers für ortsansässige Bildhauer, die einen Teil des Biennale-Programms bestreiten, neben den internationalen Gastkünstlern. www.oslobiennial.no

Die „VIENNA BIENNALE FOR CHANGE 2019: SCHÖNE NEUE WERTE. UNSERE DIGITALE WELT GESTALTEN“ wird vom 29.05 – 06.10.2019 ausgerichtet. Sie „lenkt den Blick auf die Werte, auf deren Basis die Utopie einer ökonomisch und sozial gerechten sowie ökologisch nachhaltigen Zukunft Realität werden könnte. Neun Ausstellungen, eine übergreifende Konferenz und zahlreiche weitere Projekte und Veranstaltungen fordern mutige Visionen zum Umgang mit künstlicher Intelligenz und neuen Technologien, zur Gestaltung innovativer (städtischer) Arbeitsmodelle, zu neuen Formen des (Zusammen-)Lebens und zu verantwortungsvollem Konsum. Die VIENNA BIENNALE wird vom MAK, der Universität für angewandte Kunst Wien, der Kunsthalle Wien, dem Architekturzentrum Wien und der Wirtschaftsagentur Wien sowie dem Slovak Design Center als Associate Partner und dem AIT Austrian Institute of Technology als außeruniversitärem Forschungspartner veranstaltet. www.viennabiennale.org.

Brigitte Franzen kuratiert die TRIENNALE FÜR KLEINPLASTIK FELLBACH (01.06. – 29.09.2019), die in diesem Jahr unter dem Motto „40.000 – Ein Museum der Neugier“ als „künstlerische Tiefenbohrung“ in die Zeitschichten stattfindet, denn die ältesten bekannten Kunstwerke der Menschheit wurden just in der Nähe von Fellbach, auf der Schwäbischen Alb, gefunden – kleine, vor rund 40.000 Jahren entstandene eiszeitliche Skulpturen, die womöglich hier erschaffen wurden, aber auch genauso gut Relikte einer frühen Migration sein könnten. Talismane, Totems, Fetische, Spielzeuge, Horkruxe oder Attribute: Kleinplastiken wurden und werden sehr häufig nahe am Menschen benutzt oder ins unmittelbare Wohn- und Lebensumfeld integriert.“ Inwieweit eine solche Zuwendung auch heute noch gilt, wenn man sich zu Hause eine Kleinplastik aufs Wohnzimmerbuffet stellt, ist Grundthema der jetzigen Triennale. www.triennale.de

Zur Manifesta 12 im Jahre 2018 in Palermo wurde eine urbane Studie in Auftrag gegeben; die kommende MANIFESTA 2020 folgt diesem Beispiel. Winy Maas, Mitbegründer des niederländischen Architektur- und Städtebaubüros MVRDV, stellte jetzt eine erste Studie unter dem Titel „The Grand Puzzle“ vor. Die 1.200-seitige interdisziplinäre Forschungspublikation über Marseille und seine Metropolregion ist als „Vorstufe zur Umsetzung der Biennale“ gedacht. Dazu erklärte Stadträtin Marie Hélène Féraud-Grégori: „Die Manifesta stellt Fragen, die spezifisch für das jeweilige Territorium sind, sie beleuchtet auf der Grundlage der individuellen Visionen der Künstler die menschlichen und gesellschaftlichen Themen, die für seine Zukunft relevant sind. Marseille, das Tor zum Süden Europas, der erste Hafen Frankreichs, war schon immer ein Ort des Austauschs und der Integration in einer Welt der Teilung. Marseille ist eine Stadt, die 180° zum Meer hin offen ist. Eine Stadt, in der das Meer in der DNA liegt …“ www. manifesta.org

MESSEN

Etwa 250 – 290 Galerien nehmen jährlich an der ART BASEL teil (13. – 16.06.2019). Mit dieser Größe und ihrem Renomee ist sie nach wie vor globaler Marktführer: 80.000 – 90.000 Besucher drängeln sich jedes Jahr zwischen den Kojen. Im Hauptsektor „Galleries“ sind die etablierten Aussteller vertreten. In der Abteilung „Statements“ findet man ca. 20 junge Galerien mit aufstrebenden Künstlern und unter „Unlimited“ großformatige Werke. Sektoren für kuratorische Projekte und für den Außenraum („Parcours”) ergänzen das Messeprofil.

Mit ihrem Gründungsdatum ist 1996 ist die LISTE BASEL eine der ältesten Nebenmessen der Basler Messewoche im Juni. Sie wird vom 10. bis zum 16. Juni 2019 mit einem Teilnehmerfeld von rund 80 Galerien ausgerichtet. Mehrheitlich junge Künstler nehmen an der Messe teil, wobei sich die Veranstalter bemühen, jedes Jahr etwa 15 Galerien neu zuzulassen. Fast jede inzwischen renommierte Galerie, die seit 1996 gegründet wurde, hatte in den vergangenen 23 Jahren das eine oder andere Mal eine Teilnahme an der Liste als Sprungbrett in den internationalen Markt nutzen können. Als festen Bestandteil gibt es seit 1999 auch Performances auf der Liste. Austragungsort ist die ehemalige Warteck-Brauerei in der Burgstraße.

Ebenfalls schon recht lange, nämlich seit 2005 wird die VOLTA SHOW (10. – 15.06. 2019) als Messe für „neue Positionen“ abgehalten und zwar am Novartis Campus in der Elsässer Str., nur 9 Min. von der Hauptmesse entfernt. Die RHY ART hat ihr Programm vom 13. bis 19. Juni 2019 auf Werke von Newcomern sowie etablierten Künstlern: Bilder, Skulpturen, künstlerische Fotografie, limitierte Drucke, digitale Kunst und Objektkunst ausgerichtet. Sie findet im Saalbau Rhypark am Rhein (Mülhauser strasse 17) statt. Die PHOTO BASEL (11. – 16.06.2019) widmet sich – wie ja ihr Name ankündigt – ausschließlich der Fotografie. Etwa 40 Aussteller bieten im Volks haus Basel Fotokunst von „klassischen Großmeistern“ und von aufstrebenden Fotografen an.

Rund 190 Galerien nehmen an der FRIEZE NEW YORK (02. – 05.05.2019) teil. Der Veranstaltungsort auf Randall's Island ist zwar mittels Fähre etwas umständlich zu erreichen, dennoch konnte die seit 2014 ausgerichtete Filialmesse vom Imageprofil her mit der The Armory Show rasch gleich ziehen. Und der Erfolg ermunterte die Frieze-Macher, in diesem Jahr auch noch einen weiteren US-Ableger in Los Angeles zu gründen. In New York haben sie im ver gangenen Jahr das Erscheinungsbild gründlich überarbeitet.

Die TEFAF NEW YORK SPRING (03. – 07.05.2019) ist strategisch geschickt in zeitlicher Parallelität zur New Yorker Ausgabe der Frieze-Messe terminiert und meldet ein Teilnehmerfeld von 92 Ausstellern. Anders als bei der Maastrichter Muttermesse, bei der Antiquitäten nach wie vor einen Schwerpunkt bilden, setzt die New Yorker TEFAF-Filialveranstaaltung auf moderne und zeitgenössische Kunst und ebensolches Design. Aus dem deutschsprachigen Raum reisen u.a. die Galerien Hetzler (Berlin), Cahn (Basel), Capitain (Köln), Beck und Eggeling (Düsseldorf), Hemmerle (München), Karsten Greve (St. Moritz) sowie Wienerroither und Kohlbacher (Wien) an.

DANIEL HUG, seit 2008 künstlerischer Direktor der ART COLOGNE, übernimmt nun auch zusätzlich die Position des Art Directors der COLOGNE FINE ART, die in den Kölner Messehallen immer im Herbst stattfindet. Die bisherige Messedirektorin Cornelia Zinken nimmt Elternzeit in Anspruch.

Die PAPER POSITIONS BERLIN werden vom 25. bis zum 28. April 2019 während des Gallery Weekends durchgeführt. 47 internationale Galerien präsentieren im Lichthof der Deutschen Telekom Hauptstadtrepräsentanz am Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte künstlerische Positionen zum Thema Zeichnung und dem Medium Papier. Auch in der Basler Messewoche wird dort vom 11. bis zum 16. Juni 2019 eine weitere paper positions abgehalten.

Vom 16. bis zum 19. Mai 2019 wird die PHOTO LONDON auf dem Gelände des Somerset Houses-Komplexes auf der südlichen Seite von The Strand im Stadtzentrum ausgerichtet. Das Teilnehmerfeld umfasst etwa 100 Galerien, ergänzt um Talk-Programme, kuratierte Sonderschauen, eine „Collector’s Lounge“ etc. Das Angebot der Aussteller reicht von historischer Fotografie bis hin zu jenen zeitgenössischen Positionen.

Rund 60 Galerien bespielen die ARCO LISBOA (16. – 19. Mai 2019), zu der im vergangenen Jahr 11.000 Besucher kamen. Das quirlige Vergnügungstreiben in der Lissaboner Altstadt und der spektakuläre Neubau des MAAT-Museums für Kunst, Architektur und Technologie können nicht darüber hinweg täuschen, dass es auf dieser Messe etwas bedächtiger, d. h. weniger massenhaft zugeht als in Basel oder Madrid: etwa ein Drittel der Aussteller kommt aus Portugal, ein weiteres aus Spanien, und die meisten der anderen vor allem aus Lateinamerika.

GALERIEN

Die Giudecca ist eine kleine langgezogene Inselgruppe im Süden der Stadt Venedig. Pünktlich zur Eröffnung der diesjährigen Biennale etabliert sich dort ein neues GALERIENVIERTEL. Initiatoren sind Pier Paolo Scelsi und Valentina Gioia. Ihr Distrikt umfasst elf neue Kunstgalerien und Ausstellungsräume, darunter drei nationale Pavillons und einen neuen zeitgenössischen Kunstraum namens GIUDECCA ART DIS-TRICT GALLERY. Für die jüngere Kunstgeschichte ist der Ort bereits bedeutsam: 1976 inszenierte hier Marina Abramović eine Uraufführung eines ihrer Performance-Projekte, 2017 zeigte Damien Hirst hier seine Ausstellung „Giudecca Canal“ und zur Biennale von 2013 Ai Weiwei seinen Biennale-Beitrag „Disposition“.

MARY BOONE, New Yorker Galeristin, wurde vom Southern Dictrict Court ihrer Heimatstadt zu 30 Monaten Gefängnishaft und anschließend 180 Sozialstunden verurteilt. Das Gericht befand sie des Steuerbetrugs für schuldig, da sie 1,6 Mill. Dollar an privaten Ausgaben fälschlicherweise als steuerlich absetzbare geschäftliche Aufwändungen deklariert hatte. Obwohl rund 100 Persönlichkeiten aus der Kunstszene der Galeristin ein gutes Leumundszeugnis ausstellten, blieb Richter Alvin K. Hellerstein hart: Boone muss die Haft Mitte Mai 2019 antreten. Mary Boone erklärte gegenüber der „New York Times“, sie fühle sich wie ein „Paria“ und werde sich aus Verbänden wie der Art Dealers Association of America zurückziehen. Ihre Galerie hat May Boone inzwischen geschlossen.

Die Galerie KONRAD FISCHER zieht mit ihrer Berliner Dependance Ende April 2019 das ehemalige Umspannwerk in der Neuen Grünstraße. Die erste Ausstellung dort bestreitet Richard Long. Die bisherigen Räume in der Lindenstr. 34 – 36 übernimmt dann die GALERIE KOW. Eine neue Adresse meldet auch die Berliner Galerie MEYER RIEGGER (Schaperstr. 14).

PHILIPP KAISER, zuletzt als freier Kurator in Los Angeles tätig und von 2012 bis 2014 Direktor des Kölner Museum Ludwig, arbeitet nun für die New Yorker MARIAN GOODMAN GALLERY. Er konzipiert für die Galerie Ausstellungsprojekte in New York, Paris und London. Die 1977 gegründete Marian Goodman Gallery vertritt u.a. Christian Boltanski, Maurizio Cattelan, Richard Deacon, Tacita Dean, Pierre Huyghe und William Kentridge.

Das BERLINER GALLERY WEEKEND findet in diesem Jahr vom 26. bis zum 28. April 2019 statt. Freitags laden die beteiligten Galerien von 18 bis 21 Uhr zur Besichtigung ein, am Samstag und am Sonntag von 11 bis 19 Uhr. 45 Galerien haben sich zu diesem Rundgang-Angebot zusammengeschlossen. Erstmalig oder erneut beteiligen sich die Galerien Niels Borch Jensen, Friese, Gregor Podnar, Kicken und Klosterfelde Edition an dem Programm. Auf eine Teilnahme verzichten diesmal Max Hetzler, Mehdi Chouakri, Lars Friedrich, Michael Fuchs und Żak I Branicka. Auch 2019 werden wie schon in den Vorjahren 1.200 eingeladene Sammler aus dem In- und Ausland und 20.000 weitere kunstinteressierte Besucher erwartet. Adressen und Ausstellungsprogramme www.gallery-weekend-berlin.de

PERSONALIEN

Erstmals wird die Kasseler DOCUMENTA nicht wie bisher von einer einzelnen Person, sondern von einem KOLLEKTIV KÜNST-LERISCH GELEITET: die Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH folgte dem Vorschlag der Findungskommission und beauftragte das im Kern zehnköpfige Kollektiv RUANGRU-PA AUS JAKARTA (Indonesien) mit der Durchführung der Documenta 15 (18. Juni bis 25. September 2022). Zu der Begründung dieser Entscheidung heißt es: „Wir ernennen ruangrupa, weil sie nachweislich in der Lage sind, vielfältige Zielgruppen – auch solche, die über ein reines Kunstpublikum hinausgehen – anzusprechen und lokales Engagement und Beteiligung herauszufordern. Ihr kuratorischer Ansatz fußt auf ein internationales Netzwerk von lokalen Community-basierten Kunstorganisationen. Wir sind gespannt, wie ruangrupa ein konkretes Projekt für und aus Kassel heraus entwickeln wird. In einer Zeit, in der innovative Kraft insbesondere von unabhängigen, gemeinschaftlich agierenden Organisationen ausgeht, erscheint es folgerichtig, diesem kollektiven Ansatz mit der documenta eine Plattform zu bieten.“ Die beiden Gruppenmitglieder Farid Rakun und Ade Darmawan erklärten dazu: „Wenn die documenta 1955 antrat, um Wunden des Krieges zu heilen, warum sollten wir nicht versuchen, mit der documenta 15 das Augenmerk auf heutige Verletzungen zu richten. Insbesondere solche, die ihren Ausgang im Kolonialismus, im Kapitalismus oder in patriarchalen Strukturen haben.“

BONAVENTURE SOH BEJENG NDIKUNG ist Leiter der Kunstschau SONSBEEK 2020 in einer Parkanlage in Arnhem / Niederlande. Der Ausstellungsmacher leitet derzeit den Berliner Projektraum SAVVY Contemporary, der als „Ideenlabor in einer Kontaktzone von westlichen und nichtwestlichen Kulturen“ konzipiert ist. 2015 wurde er von Adam Szymczyk als beratender Kurator der Documenta 14 berufen. Die Kunstschau im Park von Sonsbeek ist für den Zeitraum 5. Juni bis 13. September 2020 angekündigt. Projektleiter dort ist Caro Delsing, der dem Kurator Ndikung schon vorab bescheinigt, auch bei ihm werde wie bei seinen Vorgängern „die Vision des Kurators immer klar in den Kunstwerken“ zu erkennen sein, und er werde in dem kommenden Monaten Arnhem „noch besser kennen lernen“ und aus diesen Eindrücken „sein Konzept weiter entwickeln“. Ndikungs Schwerpunkte lägen in einem Interesse an narrativer Kunst, an Geschichte, Performances und Sound.

ALAIN BIEBER verlässt das NRW-FORUM IN DÜSSELDORF; seinen 2020 auslaufenden Vertrag will er nicht verlängern. Gegenüber der „Rheinischen Post“ erklärte Bieber: „Ich liebe meine Arbeit, das NRW-Forum und Düsseldorf. Es war eine großartige Zeit. Aber ich sehe einfach nicht genügend politische Rückendeckung.“ Er vermisse in der NRW-Landeshauptstadt „den Mut zur Erneuerung, die Aufgeschlossenheit gegenüber ungewöhnlichen Experimenten, zeitgenössischen Kulturdiskursen und der Digitalisierung.“ Hatte bisher eher die Nachbarstadt Köln den Ruf einer Klüngelhochburg, so beklagt sich indessen Bieber auch darüber, „in wie vielen Hinterzimmern“ eben auch in Düsseldorf „irgendwelche Deals vereinbart werden“. In das Sperrfeuer der lokalpolitischen Streits geriet Alain Bieber u.a. auch, als der Kulturdezernent das Campieren von Obdachlosen am NRW-Forum nicht dulden wollte. Der Sozialdezernent hingegen habe „das anders“ gesehen, doch das NRW-Forum wurde laut Bieber in diesem Konflikt dann „in der Öffentlichkeit zum Buhmann gemacht und am Ende von der Stadt alleine gelassen.“

Am 15. März 2019 starb OKWUI ENWEZOR im Alter von 55 Jahren an Krebs. Ein Verlust, den nicht nur die Kunstwelt betrauert. In den öffentlichen Medien folgt ein Respekt zollender Nachruf dem nächsten: „Okwui Enwezor, der Kurator, der Museumsdirektor und weltläufige Intellektuelle, er hat die Gegenwartskunst nicht nur durch seine Schriften und Ausstellungen geprägt, sondern auch durch seinen tief empfundenen Respekt vor der Kunstszene, den Künstlern und der Kunst“, so die Süddeutsche. Doch welches Erbe hinterlässt Enwezor? Der Kurator und Autor war aus Nigeria gebürtig, zog 1982 nach New York und war in den 1990er Jahren Mitbegründer des „NKA: Journal of Contemporary African Art“-Magazins, das eine Focussierung des internationalen Kunstbetriebs auf Nordamerika und Westeuropa überwinden wollte, wie sie bis zum Millenium durchaus üblich war und 1992 deswegen Kritik an Jan Hoets Auswahl der Beiträge für die Kasseler Documenta hervorbrachte. Als Okwui Enwezor zehn Jahre später, 2002, selber die Documenta leitete, legte er bewusst einen Schwerpunkt auf Kunst außerhalb dieser westlichen Welt und führte zusammen mit seinen Co-Kuratoren im Vorfeld der Ausstellung „Plattformen“ in Form von Vorträgen, Symposien und Diskussionen durch. Eine widmete sich in Wien dem Thema „Demokratie als unvollendeter Prozess“, eine andere in Lagos dem Thema „Unter Belagerung: Vier afrikanische Städte, Freetown, Johannesburg, Kinshasa, Lagos“. Die eigentliche Documenta-Ausstellung in Kassel war dann als „Plattform 5“ etikettiert und verzeichnete mit 650.000 verkauften Tickets einen Besucherrekord. 2006 kuratierte Enwezor die Biennale von Sevilla und 2008 die Gwangju-Biennale in Südkorea. 2011 wurde er Leiter des Haus der Kunst in München – als Museumsdirektor hatte er nun die Möglichkeit, längerfristige Strategien zu entwickeln. Sein Vertrag wurde 2016 verlängert, doch aus gesundheitlichen Gründen musste Okwui Enwezor den Posten 2018 aufgeben. Als Höhepunkt seines kuratorischen Wirkens gilt Enwezors Konzept für die Biennale von Venedig 2015, das der Dominanz des Markts im Kunstbetrieb Paroli bieten wollte: als künstlerischer Leiter veranstaltete Enwezor eine Lesung mit dem vollständigen Text von „Das Kapital“, dem Hauptwerk von Karl Marx.

JOHAN HOLTEN wird neuer Direktor der KUNSTHALLE MANNHEIM und folgt damit auf Ulrike Lorenz, die zur Klassik Stiftung Weimar wechselt. Holten, geboren 1976 in Kopenhagen, tritt die Stelle bis Oktober 2019 an. Seit 2011 ist Holten Direktor der Kunsthalle Baden-Baden, davor leitete er den Heidelberger Kunstverein.

Nach dem Rücktritt von Nicolas Schafhausen hat die GRUPPE WHW (What, How & for Whom) die Leitung der KUNSTHALLE WIEN übernommen. Dass Kuratorinnen-Kollektiv besteht aus Ivet Ćurlin, Sabina Sabolović und Nataša Ilić, eine vierte Kollegin bleibt in Zagreb, um die Arbeit dort fortzuführen. Erstmals ist damit nicht mehr eine Einzelperson für die künstlerische Leitung der etablierten Wiener Institution verantwortlich. WHW gründete sich 1999 in Zagbreb und betreibt dort die Galerie Nova, kuratierte auch Großausstellungen wie die Istanbul Biennale 2009.

WULF HERZOGENRATH, langjähriger Direktor des Kölner Kunstvereins und der Kunsthalle Bremen, Hauptkustos der Nationalgalerie in Berlin und aktuell Leiter der Sektion Bildende Künste der Akademie der Künste Berlin, feierte seinen 75. GEBURTSTAG. Herzogenrath gilt als führender Fachmann für Videokunst und Videoinstallationen und auch als Experte für das Bauhaus. Seine jüngste Publikation trägt den Titel „Das bauhaus gibt es nicht“.

AGNÈS VARDA (1928 – 2019), französische Filmemacherin, Fotografin und Installationskünstlerin, starb im Alter von 90 Jahren. Ihr Kinodebüt bestand aus einer Verfilmung eines Romans von William Faulkner. Sie gilt als eine der Schlüsselfiguren des modernen Films und prägte entscheidend die Ästhetik der „Nouvelle Vague“-Fime in den 1950er und frühen 1960er Jahren. 2017 erhielt sie den „Ehren-Oscar“ für ihr Lebenswerk. 2019 lief ihr Dokumentarfilm Varda par Agnès außer Konkurrenz im Wettbewerb der Berlinale; auf diesem Festival wurde sie mit dem Ehrenpreis, der „Berlinale Kamera“, ausgezeichnet.

CAROLEE SCHNEEMANN starb im Alter von 79 Jahren. Sie hinterlässt ein umfangreiches künstlerisches Werk mit Malerei, Collage, Assemblage, Skulptur, Installationskunst, Druck und Künstlerbuch, Fotografie, Happening und Performance, Filmkunst und Videokunst. Für die jüngere Kunstgeschichte ist sie vor allem als Pionierin der Performancekunst bedeutsam: seit der Ära von Happening und Fluxus hat sie mit ihrer Arbeit über Geschlechterrollen, Sexualität und die Verwendung des Körpers in der Kunst die nachfolgenden Künstlergenerationen stark beeinflusst. Als Feministin legte sie jedoch Wert darauf, sich ideologisch nicht einengen zu lassen. Als ein Schlüsselwerk gilt „Meat Joy“, 1964 als Happening in Paris aufgeführt mit acht Aktionisten, die mit rohen Fischen, gerupften Hühnern, Würsten, Farbe und Papierresten agierten. Sie selbst beschrieb diese Aktion als „dionysische Feier von Fleisch und Material“, aber anders als beim Wiener Aktionismus von Hermann Nitsch, der mit seinem Orgien-Mysterien-Theater auf sakrale Rituale abzielt, war Scheemanns Generalthema immer die Beziehung zwischen Sexualität und Politik. In späteren Filmprojekten spielte lange Jahre ihre Katze „Kirch“ eine wesentliche Rolle.

PREISE

CAROLYN CHRISTOV-BAKARGIEV nahm in New York den AUDREY IRMAS AWARD FOR CURATORIAL EXCELLENCE entgegen (25.000 US-Dollar). Die Direktorin des Castello di Rivoli in Turin leitete im Jahr 2012 in Kassel die Documenta 13. Als sie 2008 für die Biennale von Sydney verantwortlich war, vermochte sie die Besucherzahlen um 37 Prozent zu steigern. Als erste Frau auf Platz 1 der „The Power 100“-Liste wurde sie von der Zeitschrift „Art Review“ über die einhundert einflussreichsten Persönlichkeiten im Kunstbetrieb notiert. Als Begründung für diese Auszeichnung werden „ihre weitreichenden Ideen und ihr mutiges Engagement für Künstler, die neue und ehrgeizige Werke schaffen“ gelobt.

BARBARA GROSS wurde der KUNST-PREIS DER LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN überreicht (10.000 Euro). Damit wird der Preis erstmals an eine Galeristin verliehen, und zwar für ihr „außerordentliches Engagement im Bereich der Kunstvermittlung“. Die Jury befand, im Rückblick auf ihre 30jährige Galerietätigkeit sei ersichtlich, „wie radikal, konsequent und notwendig ihre Arbeit war und ist. In Zeiten von #MeToo und erneuter Aufmerksamkeit für die nach wie vor eklatante Diskrepanz in der Sichtbarkeit von Künstlerinnen in Kunstinstitutionen und auf dem Kunstmarkt, wird die Weitsicht ihres Lebensprojekts umso deutlicher.“

Der ADKV-ART COLOGNE-PREIS FÜR KUNSTKRITIK und der ADKV-ART COLOGNE-PREIS FÜR KUNSTVEREI-NE gehen in diesem Jahr an die in Köln und Zürich lebende Kritikerin ANTJE STAHL für ihre ausgeprägte Sprachlust und Mut zur Kontroverse sowie an den KV-VEREIN FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST LEIPZIG E.V. für ihr ehrenamtliches Engagement und ihre dynamischen sowie außergewöhnlich gut verknüpften Veranstaltungsformate.

Den ART COLOGNE-PREIS-2019 für Leistungen im Bereich der Kunstvermittlung ging an CHRISTIAN KASPAR SCHWARM (10.000 Euro). Schwarm ist Gründer der rein durch Sponsoring finanzierte Online-Plattform Independent Collectors zur internationalen Vernetzung der Sammlerszene. Hauptberuflich arbeitet er als selbständiger Strategieberater.

SHEELA GOWDA erhält den Preis der MARIA LASSNIG-STIFTUNG, der an Kunstschaffende in der Mitte ihrer Karriere verliehen wird. Die Preisträgerin lebt und arbeitet in Bangalore. „Für ihre Skulpturen und Installationen verwendet Sheela Gowda Materialien, die aufgrund ihrer Beschaffenheit, ihrer Farbe und ihres Geruchs eine narrative Atmosphäre erzeugen und zugleich metaphorische Kraft entfalten. Mit der Verwendung landesspezifischer Materialien veranschaulicht die Künstlerin nicht in erster Linie traditionelle Bezüge, sondern sie übt auch bewusste Kritik an gesellschaftspolitischen Umständen.“

AUSSCHREIBUNGEN

Der KHF / Künstlerhof Frohnau und das Kunstamt Berlin-Reinickendorf 2019 schrei ben den DIETER-RUCKHABERLE-FÖRDERPREIS aus. Er erinnert an den Künstler, Kuratoren und Kulturpolitiker Dieter Ruckhaberle und richtet sich an Profi-Künstler, die zwischen dem 1. Juli bis dem 31. Dezember 2019 mit einem konkreten Arbeitsvorhaben einen zweimonatigen Atelieraufenthalt auf dem Berliner Künstlerhof Frohnau verbringen wollen. Dazu gibt es ein Produtkionsbudget in Höhe von 2.000 Euro. Deadline: 30. April 2019. www.kuenstlerhof-frohnau.de

Der Wettbewerb um den FELIX SCHOEL-LER PHOTO AWARD läuft bis zum 31. Mai 2019 und umfasst Preise im Gesamtwert von 25.000 Euro. Die Auslobung richtet sich an Profifotografen. Vergeben wird der Preis in den Kategorien Porträt, Landschaft / Natur, Modefotografie, Fotojournalismus / Editorial und Freie / Konzeptionelle Fotografie. Ein Sonderpreis ist für die beste Nachwuchsarbeit reserviert. www.felix-schoeller-photoaward.com

Der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) und der Landesverband Berliner Galerien (lvbg) schreiben den VBKI-PREIS BERLINER GALERIEN aus. Ausgezeichnet wird ein herausragendes Ausstellungsvorhaben einer Newcomer-Galerie zur BERLIN ART WEEK im Herbst. Der Preis ist mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro dotiert. Die Auslobung richtet sich an professionell arbeitende Galerien mit Sitz in Berlin, deren Gründung mindestens drei und maximal zehn Jahre zurückliegt. Sie können sich mit einem Ausstellungsprojekt, das während der BERLIN ART WEEK im September 2019 realisiert wird, um den Preis bewerben. Einreichungen mit einem Ausstellungskonzept bzw. einer Projektbeschreibung sind bis zum 15. Mai 2019 möglich. www.berliner-galerien. de / vbki-preis, www.vbki.de / galerienpreis

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