Renate Puvogel
Nancy Graves Project
»& Special Guests«
Ludwig Forum, Aachen, 13.10.2013 – 16.2.2014
Die bekanntesten Kunstwerke des aus der Neuen Galerie hervorgegangenen Ludwig Forums sind wohl die „Supermarket Lady“ von Duane Hanson (1970) und die Kamele von Nancy Graves (1969). Zur gleichen Zeit entstanden, entspringen sie unterschiedlichen Auffassungen und öffnen bereits den Blick auf den außergewöhnlichen Standort, den Graves einnimmt. Anders als Hansons hyperrealistische Arbeiten erwachsen jene von Graves breitgestreuten Interessen. Ihr Start Mitte der 60er Jahre fiel in den dramatisch ausgefochtenen Umbruch in New York zwischen Abstraktion und Realität, abstraktem Expressionismus und Pop Art. Graves bildet in keinem Werk die Realität ab sondern führt von Anfang an experimentierfreudig unterschiedliche Wege wissenschaftlichen Forschens und künstlerischen Entdeckens zusammen. Mit Ausnahme von Letzterem wird ihr Schaffensradius im Katalogtext folgendermaßen beschrieben: „kulturanthropologische Analyse, Filmtheorie, Performance, Schamanismus, Astronomie und Satellitenbilder, Geologie und Paläontologie, Präparation von Tierkadavern, Datierungsmethoden, Verhaltensforschung, indigene Völker, Tiere, Tanz“.
Die Breite von Ansatz und Arbeitsfeldern dieser Ausnahmekünstlerin (geb. 1939) kommt in der Ausstellung – Schwerpunkt 1969-1979 – ausgesprochen anschaulich, anregend und nebenbei auch lehrreich daher. Dies wird bereits mit dem Kapitel Kamele deutlich. Umgeben von Skizzen, Zeichnungen und Filmen stehen Kamel und Dromedar majestätisch quasi lebensecht im Raum. Dass Graves die Tiere nicht etwa aus Kamelhaaren, sondern aus Fellfragmenten einheimischer Nutztiere über ein Holzgestell und andere Materialien zusammengenäht hat, macht den Unterschied zu gängigen Methoden des Präparierens aus und scheint das weibliche Selbstbewusstsein eigener Formfindung zu demonstrieren. Beide Tiere sind weiblich und sollen als Muttertiere haptisch wahrgenommen werden. Ergänzend zeigen ein Zusammenschnitt aus…