Annelie Pohlen
Otto Zitko / Franz West
Galerie Borgmann/Capitain 28.5. – 24.6.1986 /
Galerie Max Hetzler, Köln 28.5. -19.7.1986
Wie nie zuvor ist eine junge Garde österreichischer Künstler auf dem Vormarsch. Ob in der Berner Kunsthalle, in »aperto« auf der 42. Biennale zu Venedig oder jetzt in den Galerien Borgmann-Capitain und Max Hetzler in Köln, überall machen sie außerhalb Wiens von sich reden als einer Gruppierung von Individuen, die die kreativen Traditionen des alten Habsburgerreiches zu neuer überzeugender Bildfindung verschmelzen. Man erinnert an Klimt, Kokoschka, Schiele gleichermaßen. Ja. bisweilen ist auch von der Nähe zum feierlich byzantinischen Kulturkreis die Rede, welcher im westlichen Ausland kaum je wirklich Fuß fassen konnte. Geht es um strenge formale Identifikationen mit solchen Erbströmen, so spricht natürlich kaum etwas für derartige Anmerkungen. Eher ließe sich sagen – und dies wird von den beiden Künstlern Otto Zitko (Galerie Borgmann-Capitain) und Franz West (Galerie Max Hetzler) auf besondere Weise nahegelegt -, daß im Bild wie in der Skulptur der Wille zum Grandiosen und die intuitive Empfindung von der Brüchigkeit der Stoffe – der Farben und der Materialien – eine Verschmelzung erfahren, die in Österreichs Kulturtradition eben anders verwurzelt ist als in anderen Regionen der westlichen Hemisphäre.
Vor einem mit Goldfolie belegten nahezu quadratischen Wandobjekt aus Gips steht ein aus Gips und Pappmache gebildetes, in Grau-Beige-Braun-Tönen vibrierendes skulpturales Gebilde. Natürlich hat es keine bestimmbare figürliche Entsprechung. »Bemerkung« ist der Titel dieses Doppelwerkes von West. Und doch setzt es in der Vorstellung Dinge frei, welche an eine Axt gegenüber dem preziösen…