Rolf Lauter
Robert Gober:
Die Parabel von der selbstgewählten Unfreiheit des Menschen
oder Gedanken über die Vorstellungskraft des Geistes
Robert Gober schuf im Frühjahr 1993 seine bisher größte, mit “Untitled” bezeichnete Rauminstallation, die sich über ein gesamtes Stockwerk des Dia Center for the Arts in 548 West 22nd Street in New York ausbreitete. Zunächst betritt man einen dunklen Raum, der nur sehr schwach von einem roten Licht erhellt wird. Haben sich die Augen erst einmal an die Dunkelheit gewöhnt, erkennt man dem Eingang gegenüber allmählich eine einfache Glühbirne, die über einer Tür befestigt ist. Diese wirft ihr Licht auf zwei Gruppen zusammengeschnürter Zeitungsstapel, die zu beiden Seiten der Tür liegen. Ein schwacher Lichtschein, der unter der Tür hindurchschimmert, zieht einen magisch an. Versucht man, die Tür zu öffnen, stellt man erstaunt fest, daß diese aber verschlossen ist: Es ist eine “falsche” Tür. Im Umdrehen bemerkt man ein Rauschen, das neugierig macht und in einem den Wunsch weckt, weiterzugehen.
Durch eine einfache Türöffnung betritt man dann einen größeren taghell erleuchteten Raum, taucht aus der “Nacht’ in den “Tag”. Alle Wände dieses Raums sind mit Baum- und Pflanzenmotiven übermalt und rufen in ihrer Gesamtheit die Illusion einer Waldlandschaft hervor. Durch die hellerleuchteten Wände entsteht der Eindruck, daß sich hinter den Bäumen eine Lichtung verbirgt. Drei perspektivisch verkürzte Waldwege vervollkommnen noch die Illusion einer idyllischen Naturwirklichkeit. Das nun deutlich hörbare Rauschen gibt sich als das Geräusch fließenden Wassers zu erkennen. Aus jeweils zwei Wasserhähnen fließt oder strömt vielmehr Wasser in insgesamt acht Waschbecken, von denen je die…