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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 296 - 299
Ausstellungen: London , 2014

Edgar Schmitz
Sigmar Polke 1963 – 2010

»Alibis«
Museum Of Modern Art, New York, 19.4. – 3.8.2014

Tate Modern, London, 9.10.2014 – 8.2.2015
Museum Ludwig, Köln, 14.3. – 5.7.2015

Einiges muss einfach immer wieder gesehen werden, um sich denken zu lassen. So viele Polkes auf einmal (selbst ohne die großen Serien) sind gerade so überwältigend, wie vorsichtig subversiver Humor es überhaupt je sein kann. Und weil sich das bei dem Großmeister des gerade-noch-nicht-Nach-Malerischen notwendig auch als Spiel mit bildlichen Verführungen abspielt, erscheint die Ausstellung letztlich vor allem als Bestandsaufnahme eines Instrumentariums.

Dimensionierung spielt in Polkes Choreografien des Spröden immer wieder mit und ist vor allem in den frühen Arbeiten wichtig, in denen sich die Zeichnungen in karge Leinwände verlängern und in der Überdimensionierung ihre Anmaßung demonstrieren; und dann wieder in den späten, collagierten Stoffbildern, die fast gänzlich ohne weitere Eingriffe auskommen. Das Dis-proportionale greift hier provozierend schamlos auf allzu verschämte Kulturen des Alltäglichen zu. Wie sehr das über die 60er Jahre hinaus auf eigentlich alles zutrifft, das Polke in seiner Arbeit vereinnahmt, ist in der Rastlosigkeit der Ausstellung überdeutlich zu erkennen und selbst fast rauschhaft.

Im Gegensatz zur Dimensionierung aber (und zur zunehmenden Virtuosität, die sich in den Umgang mit Formaten einschleicht) ist Zeitlichkeit eigentlich durchgehend zentral. Der Anspruch auf Gegenwärtigkeit ist immer bestenfalls prekär, selbst in den fast journalistischen Arbeiten zur Bowery in New York oder auch zu Arabien und Südamerika, die Polke fotografisch oder malerisch immer schon als Nachleben, als manieriert verkorkste Retuschier-Etüden inszeniert, in denen das Historische der Gegenwart nur im Vorgriff…




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