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Titel: Kunstforum-Special: Sponsoring · S. 228 - 229
Titel: Kunstforum-Special: Sponsoring , 1989

Jack Lang
Wirtschaft und Kultur – der gleiche Kampf

“Die kulturelle und die künstlerisch-schöpferische Tätigkeit fällt heute einer multinationalen Finanzherrschaft zum Opfer”

Auszüge aus der Rede des französischen Kulturministers vom 27. Juli 1982 auf der Weltkulturkonferenz der UNESCO in Mexiko*

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Ich werde heute morgen nur ein einziges Thema behandeln: Kultur und Wirtschaft – der gleiche Kampf. Es ist nutzlos, die Augen zu verschließen und sich in einfältige Denkweisen zu flüchten, die Realität ist unbestreitbar da. Der nationale und internationale Klassenkampf wirken auf die Kunst ein, sogar auf die Kultur. Die Schönheit ist die Kunst zu leben, und der Profit schert sich nicht um die Kunst oder das Leben.

“Wirtschaft und Kultur – der gleiche Kampf.” Ich möchte zu diesem Thema zwei anscheinend widersprüchliche Realitäten anführen. Erste Realität: Die kulturelle und die künstlerisch-schöpferische Tätigkeit fällt heute einer multinationalen Finanzherrschaft zum Opfer, gegen die es sich hier und jetzt zu organisieren gilt. Zweite Realität, anscheinend im Widerspruch zu der ersten: Paradoxerweise sind es gerade die Kreativität, die künstlerische und wissenschaftliche Innovation, die es ermöglichen werden, die internationale Krise zu überwinden.

Zu Punkt 1: Allzuoft nehmen unsere Länder passiv, zu passiv eine gewisse Invasion, eine gewisse Überflutung durch im Ausland fabrizierte Bilder und standardisierte Musik hin. Vor mir liegt eine uns alle erschütternde Statistik. Sie enthält eine Beschreibung der jeweiligen Fernsehprogramme unserer Länder. Daraus geht hervor, daß die meisten Programme durch jene standardisierten, stereotypen Produktionen bestritten werden, die natürlich die nationalen Kulturen zerstören und zu einer gleichförmigen Lebensweise führen, die man dem gesamten Planeten Erde aufzwingen will. Im…


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