Wu Tsang
Devotional Document (Part 2) In collaboration with Fred Moten
Kunsthalle Münster
27.05. – 01.10.2017
von Magdalena Kröner
Der bärtige schwarze Kerl dreht sich mit ausgebreiteten Armen in der Sonne um sich selbst. Er wirkt wie ein Schamane: Kristalle, die an seinem Kopf wie ein nachlässig geflochtener Kranz befestigt sind, wirbeln im Licht, ein langer Samtumhang weht um seinen massigen Körper. Er fächert seine Hände anmutig auf, sieht glücklich aus, fast ekstatisch. Aus dem Off singt der New Yorker Performer und Gospelsänger Josiah Wise mit seiner weichen Tenorstimme dazu. Er singt a cappella, und ein bißchen undeutlich, wie zu sich selbst, und der brave Jazzsong „Girl Talk“ aus den 60er Jahren wirkt plötzlich wie improvisiert. Der euphorische Tänzer ist ebenfalls kein Unbekannter: es ist der Lyriker, Gendertheoretiker und Literaturdozent Fred Moten. Die amerikanische Künstlerin Wu Tsang arbeitet seit Jahren gemeinsam mit Moten und hat nun auch ihre erste deutsche Einzelschau in der Kunsthalle Münster in Zusammenarbeit mit ihm entwickelt.
Für das, was der Ausstellungstitel „Devotional Document (Part 2)“ in sich faßt, hat das Deutsche eine ganze Reihe von Wörtern: Hingabe, Zuwendung, Ergebenheit, Aufopferung, Anhänglichkeit. Bei Wu Tsang geht es immer um die Suche nach Identität. Das mögliche Glück der Hingabe an diese Suche, aber auch die Abgründe und das Traumatische darin klingen vor allem in dem 19 Minuten langen Video „We hold where study“an. Auf einer die Höhe und Breite des Raumes nahezu ausfüllenden Leinwand sind in einer Doppelprojektion zwei getanzte Performances zu sehen. Auf der Linken kreist eine…