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Ausstellungen: Köln · S. 262 - 263
Ausstellungen: Köln , 1985

Zuviel Stille in Raum und Zeit

Kölnischer Kunstverein, 23.3.-2.6.85

Ein Kunstverein mit mäßigem Budget tut in »der Stadt der Kunst« gut daran, auf die Werbezüge der alten, also unumstrittenen Kultur aufzuspringen. Zumal die Kombination die Tradition und das Prinzip der Moderne beleuchten könnte und ein gutes Argument gegen die Postmoderne in der Kunst wäre. Stattdessen werden im »Jahr der Romanischen Kirchen in Köln« in einem irgendwie modernen Anhang an die Ausstellung »Ornamenta Ecclesiae« aus musealer Perspektive der Romanik stille Räume unterschoben, die die Leute im Mittelalter aber wie wir um des Kontrasts zum normalen täglichen Chaos willen aufsuchten. Im Unterschied zu ihnen bauen wir solche Oasen nicht mehr für die Gemeinschaft im Geiste, weil es sie nicht mehr gibt. Die, die es sich privat leisten können, bauen sie für sich. Nur noch die Künstler leisten sich mentale Bedürfnisbefriedigung ohne übertriebene Besitzbedürfnisse. Sie bieten uns Stimmungen und Erkenntnisse an.

Das macht es schwer verständlich, warum die demokratische Institution Kunstverein in Köln Stille über dramatische Bilder unseres Jahrhunderts breitet. Um der Harmlosigkeit das Wort zu reden? Pseudoikonographische Exerzitien in wortwörtlicher Interpretation des Fenster-Dogmas von C. D. Friedrich bis Nam June Paik sind überflüssig, wenn sie an der sinnlichen Logik der Künstler vorbeigehen, die ja heute als kollektive Individuen ermitteln, was moderne Kunstsprache sein kann. Philologische Methodenduselei erlaubt es sich einfach, die Dramatik zu übersehen, die künstlerische Wiederentdeckungen mythischer Ikonen für die jeweilige Gegenwart auslöst, das gesamte Leben betreffende Anschauung. Sie sieht nicht die Art der Phantasie – ebenso wenig ihren Realismus.

Malewitschs Vision des schwarzen Quadrats…

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