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Titel: documenta fifteen - documenta fifteen: Rundgang · von Sabine B. Vogel · S. 234 - 237
Titel: documenta fifteen - documenta fifteen: Rundgang ,

23 Bootsverleih Ahoi

OFF-Biennale Budapest; Chang En-Man

Einer der ungewöhnlichsten Standorte ist der Bootsverleih Ahoi an der Fulda. Hier kann man Tretboote in Schwanenform mieten und im Biergarten rasten. Für Kinder entwarf die OFF-Biennale Budapest [01] gemeinsam mit einer Kasseler Schule eine große „Allesbrücke“: Kletterwände, Rutsche, Sandkasten. Dazu gehört Eva Kotátková „Daydreaming Workstation“ im Innenraum des Verleihs, mit dem uns die tschechische Künstlerin auf eine träumerische Reise einlädt. Ein ausliegendes „Manual“ listet 165 Träume auf, die im Raum auch leise vorgelesen werden.

Hauptbeitrag hier ist Chang En-Mans [02] niedrige, tunnelähnliche Installation „Floating System for Snails“ im Garten, zu der auch das nah am Land verankerte Boot in Form einer Schnecke gehört. Seit 2009 beschäftigt sich die taiwanesische Künstlerin in ihrem Forschungsprojekt mit der Migrationsroute der Großen Achatschnecke, die sie in Verbindung mit der Paiwan-Kultur setzt. Paiwan sind das drittgrößte indigene Volk Taiwans, mit der Chang En-Man mütterlicherseits verwandt ist. 1933 wurde die Schnecke während der japanischen Besatzungszeit Taiwans als proteinreiche Nahrung aus Afrika eingeführt. Die Schnecke breitete sich auf die malaiische Halbinsel, nach Nordborneo, Indonesien und auf die Hawaii-Inseln aus – die Route erinnerte Chang En-Man an die Ausbreitung des Imperialismus: „Für mich gleicht der Schneckenschleim, den die Tiere hinterlassen, den kolonialen Eindringlingen“, erklärt sie vor Ort. Die invasive Art, deren Gehäuse bis zu 20 cm, die Körperlänge bis zu 30 cm groß wird, richtet große Schäden in der Landwirtschaft an. Und dient gleichzeitig der indigenen Bevölkerung als Nahrung: Die im Wok gebratenen…

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